Etageneckwohnung: Bauen im Bestand auf höchstem Niveau
Restaurierung und Sanierung historischer Architektur: Umbau von Gründerzeitwohnungen
005 Planungs- und Ausführungszeit 1996 - 1997, Nürnberg
Es ist für uns faszinierend zu sehen, wie groß auch nach über 100 Jahren die magnetische Wirkung von historischer Architektur auf ihr Umfeld ist. Auf die Bewohner ebenso wie auf uns Architekten, die mit der Restaurierung der historischen Architektur beauftragt werden. So auch dieses Haus, deren Geschosswohnungen von vier Parteien auf insgesamt 700 bis 800 Quadratmetern Fläche bewohnt wird.
Bauen im Bestand mit höchsten fachlichen Herausforderungen
Wir erhielten von den Eigentümern den Auftrag das Schieferdach zu sanieren, die Fassade in die ursprüngliche Struktur zurückzuführen sowie drei der vier Wohnungen umzubauen. Das hieß: Bauen im Bestand mit höchsten fachlichen Herausforderungen. Die Sanierung eines solch pittoresken historischen Hauses erfordert viel Leidenschaft und eine konsequente Führung. Für uns war die Restaurierung dieser historischen Wohnungen mit viel Freude und Emotionen verbunden. Das ist dem Ergebnis durchaus anzusehen.
Wenn ein Haus 120 Jahre alt ist und in den Wohnungen noch Menschen leben, dann ist das für uns ein Zeichen, dass die Baumeister von damals vieles richtig gemacht haben. Diese Dinge weiterzuentwickeln macht für uns Sinn. In diesem Fall hatte die 160 qm große Etageneckwohnung einen Brandschaden und wurde somit günstig verkauft. Da sich die Wohngewohnheiten geändert haben, konnte der Umgriff von sieben Zimmern in seiner Struktur erhalten werden, allerdings der Kern mit historischen sanitären Anlagen wurde entfernt und machte Platz für eine Piazza.
Holz- und Stahlkonstruktionen ersetzen tragenden Wände
Hier spielte sich das Leben ab, jetzt mehr als früher, dafür war es nötig alle tragenden Wände zu entfernen, Holz- und Stahlkonstruktionen einzubauen und die Mitte der Wohnung zu einer offenen Insel mit einem Kranz aus sieben Räumen zu fassen. Somit blieb die historische Enfilade zwischen den Zimmern erhalten. Diese Enfiladen wurden erstmalig im Barock verwendet, um durch die auf einer Perlenkette aufgereihten Zimmer und deren geöffnete Türen ins Weite schauen zu können.
Das heißt der Entwurfsansatz war eine moderne Mitte mit Kochen und Empfang mit einer barockisierenden Aneinanderreihung der Zimmer als Klammer wie folgt:
- Ankleide
- Schlafen Eltern
- Kinderzimmer
- Speiseraum, verbunden mit Schiebetür zum Wohnraum
- Wohnraum mit Kamin
- Zimmer eines weiteren Kindes
- Arbeiten und Gäste
Im Kern entstanden durch den Abriss: Kochen mit Empfang und Garderobe, Bad mit Balkon und Gäste-WC.
Bei der Detaildurcharbeitung legten wir die gestalterische Maxime wie folgt fest:
- Historische Details und Baustoffe, die verloren gegangen sind, werden nur da ersetzt, wo auch die historische Raumschale vorhanden ist (bei den 7 Zimmern: Türen, Stuckrosetten)
- Die offene Mitte wird modern aber kontextual errichtet, das heißt Materialien und Oberflächen, die aus dem Kontext der Bauzeit um 1895 kommen und eine hohe Lichtreflexion erbringen
- Historische Details und Baustoffe, die restaurierbar sind, werden restauriert; aber nur wo auch die historische Raumschale vorhanden ist (bei den 7 Zimmern: Böden, Stuckdecken, Öfen )
- Einzelbauelemente, die bauzeitlich sind und nicht mehr an dem Ort bleiben können (alte, einfachverglaste Fenster aus der Bauzeit), werden in die neue Fassade in das Innere ohne klimatische Anforderungen umgesetzt
- Haustechnische Gewerke haben sich unterzuordnen und sind so zu planen, dass sie den Raumeindruck nicht zerstören (Unterputzverlegung von Heizungsmedien bei Stuckwänden und Decken)
Individuelle Bedürfnisse der Mieter werden bedient
Die Wohnung ist seit 20 Jahren vermietet und es werden lediglich die Böden geölt und die Wände bei Mieterwechseln geweißelt. Durch die hohe Variabilität der Raumstrukturen mit festem Kern und die Beständigkeit der gewählten Material mit Ihrer Oberflächenbeschaffenheit, bedient dieser Grundriss viele individuelle Bedürfnisse der Mieter - das ist für uns dauerhaft und sinnvoll.
Als wenig sinnvoll erwies sich die Wahl des ökologischsten Farbprodukts für Wände und Decken bei der Erstfassung der Räume: Kreide und Knochenleim mit Pigmenten - nach dem ersten Mieterwechsel war es eine Wasserschlacht, diese Farben nach der Farblehre von Goethe wieder abzuwaschen, denn der neue Mieter wollte: Weiß! Aus sieben Farbräumen nach Goethe wurde der Raumtraum auf 160 Quadratmetern in mineralischem weiß.
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