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  • Bild: Sonnenornament im Außenbereich im DetailSonnenornament im Außenbereich im Detail
  • Bild: Rekonstruierter Terrazzo in der Nürnberger Villa KohnRekonstruierter Terrazzo in der Nürnberger Villa Kohn
  • Bild: Terrazzo im Eingangsbereich vom Treppenaufgang gesehenTerrazzo im Eingangsbereich vom Treppenaufgang gesehen
  • Bild: Restaurierter Terrazzo am TreppenaufgangRestaurierter Terrazzo am Treppenaufgang
  • Bild: Sonnenornament im AußenbereichSonnenornament im Außenbereich
  • Bild: Aufgelegte Schablone vor Beginn der GussarbeitenAufgelegte Schablone vor Beginn der Gussarbeiten
  • Bild: Rekonstruktion des SonnenornamentsRekonstruktion des Sonnenornaments
  • Bild: Guss der Sonnenstrahlen des OrnamentsGuss der Sonnenstrahlen des Ornaments
  • Bild: Rekonstruierter Terrazzo nach erstem SchliffRekonstruierter Terrazzo nach erstem Schliff
  • Bild: Feinschliff am rekonstruiertem TerrazzoFeinschliff am rekonstruiertem Terrazzo
  • Bild: Grundriss der Rekonstruktion des TerrazzosGrundriss der Rekonstruktion des Terrazzos
  • Bild: Schnitt der Rekonstruktion des TerrazzosSchnitt der Rekonstruktion des Terrazzos

Alte Handwerkskunst in neuer Auflage - Terrazzo erstrahlt im neuen Glanz

Rekonstruktion eines Terrazzos einer geschichtsträchtigen Nürnberger Villa

125 Planungs- und Ausführungszeit 2017

Die Villa in der Campestraße 10 (Nürnberg),  in der sich unser Architekturbüro befindet, ist ein geschichtsträchtiger Ort. 1897 von dem wohlhabenden bekannten jüdischen Bankier Emil Kohn als Privathaus im Rokokostil erbaut, wurde die Villa bis in die 30er Jahre als Domizil seiner Familie genutzt. Die glanzvolle Phase wurde beendet, als in der Reichspogromnacht 1938 die SA in die Villa eindrang und die gesamte Einrichtung und Ausstattung zerstörte. Wenig später geriet das Anwesen in die Hände des Deutschen Reichs. Ein Teil der Familie wurde in Konzentrationslager deportiert, der Rest floh nach Amerika.

Ein geschichtlicher Abriss der Nürnberger Villa Kohn

Erst nach dem Ende des zweiten Weltkrieges bekamen die Enkel der Familie nach langen Ringen den Nürnberger Familienwohnsitz zurück erstattet. 1955 kaufte die Gesellschaft Museum e. V. das Anwesen auf. Der ehemalige Sitz der Gesellschaft in der Nürnberger Innenstadt war im Krieg zerstört worden und mit der Villa war ein würdiger Ersatz gefunden. Um die Villa wieder in ihre Pracht der Vorkriegszeit zurückzuversetzen, startete die Gesellschaft 2001, mit der Unterstützung des Architekten Mathias Kreibich, die dringend notwendig gewordene Sanierung.

Zahlreiche Maßnahmen folgten. Im Jahr 2017 konnte nun auch der wertvolle, aber unter dem Zahn der Zeit leidende, Terrazzo im Eingangsbereich des Haupttreppenhauses in Angriff genommen werden. Der ehemals rötliche, mit seinem sonnenförmigen Ornament in der Mitte und mit weißen Zierrahmen geschmückte Terrazzo war nur noch in Bruchstücken erhalten geblieben. Dieser war großflächig mit Pflastersteinen geflickt worden und hatte sein ehemaliges Aussehen verloren.

Der Wert eines Terrazzos

Um den Wert eines solchen Terrazzo zu verstehen, muss man einen Exkurs in seine Geschichte machen. Terrazzos fanden bereits in der Antike, vermutlich sogar schon früher, Anwendung. Während der italienischen Renaissance entdeckten die Italiener den aus Zement oder hydraulischem Kalk und mit unterschiedlichen steinischen Zuschlagsstoffen gegossenen, geschliffenen und polierten Bodenbelag wieder. Durch seine Robustheit und schmuckhaften Eigenschaften erlebte der Terrazzo einen Höhepunkt und wurde bevorzugt in den venedischen Prachtbauten verwendet. Die Herstellung des hochwertigen Bodenbelags schuf einen eigenen Berufsstand, dieser wurde Terrazzieri genannt.

Terrazzo in vielen öffentlichen und privaten Gebäuden

Nach dem Wiederaufleben des Terrazzos in Venedig gelangte dieser in die nördlicheren Gefilde Europas. In der Gründerzeit wurde der Terrazzo in vielen öffentlichen und privaten Gebäuden verwendet, so auch im Eingangsbereich der Kohnschen Villa in Nürnberg. Heutzutage ist der Beruf des Terrazzieri beinahe ausgestorben. Die Restaurierung durch eine andere Firma ist aber nicht anzuraten. Um geeignete Handwerker für die Restaurierung des Terrazzos zu finden, begab sich der Architekt Mathias Kreibich nach Leipzig auf die Denkmalmesse. Dort wurde er dann fündig. Die auserkorene Firma startete im Sommer 2017 mit der Rettung des Terrazzos.

Planung für Außenbereich und Eingangsbereich

Geplant war es, im Außenbereich den inneren kreisrunden Kern des Sonnenornaments zu erhalten, die Überreste des Terrazzos zu entfernen und neu auf einen frostsicheren Untergrund zu gießen. Im Treppenhaus wurde lediglich das Flicken der Risse in Auftrag gegeben. Um die Sonne mitsamt Strahlen in der Mitte des Bodens wiederherstellen zu können, wurde vor den Maßnahmen eine Schablone erstellt, der Kern der Sonne vorsichtig freigeschlagen und herausgehoben. Nach der Vorbereitung wurde nun der gesamte Terrazzo im Außenbereich entfernt und ein ca. 75 cm tiefes Loch gegraben. Das Hinein- und Herauskommen für die Kunden des gewerblich genutzten Baus war umständlich. Damit niemand zu Schaden kam, musste der Architekt ein wachsames Auge haben, denn nicht immer verlassen Handwerker ihren Arbeitsplatz hinreichend abgesichert. Für einen frostsicheren Untergrund wurde in zwei Schichten Kies mit verschiedener Körnung in die Baugrube gefüllt und verdichtet. Im Anschluss konnte eine Beton- und eine Estrichschicht mit einem Gefälle erstellt werden. Nun wurde die Sonnenschablone in die Mitte gelegt und außen herum die Steinzementmasse verteilt. Die Ränder wurden mit Mosaik verziert.

Aus einer Restaurierung wurde eine Rekonstruktion

Nach dem Austrocknen der ersten Schicht sollte nun das Mittelstück der Sonne wieder eingesetzt werden. Da der ausgebaute Kern jedoch im Laufe der Jahre so mürbe geworden war und deshalb keine Haftung mehr auf dem neuen Untergrund finden konnte, war es nicht möglich diesen wieder einzubauen. Stattdessen wurde in feinster Arbeit mit gleichem Material eine Rekonstruktion in den Untergrund eingearbeitet. Nach Trocknung konnte die Schablone entfernt und die Strahlen der Sonne ausgegossen werden. Es folgten mehrere Schleifgänge und gründlichstes Polieren, bis der Terrazzo fertiggestellt war. Im Innenbereich war die Arbeit leichter. Hier wurden die Risse durch eine farblich angepasste Terrazzomischung ausgefugt, abgeschliffen und poliert.

Wir sind uns sicher, dass wir mit unserer Arbeit der prachtvollen Nürnberger Villa gerecht geworden sind. Nun können sich die Besucher der Campestraße hoffentlich weitere 150 Jahre an dem schönen Terrazzoboden erfreuen.

Quellen:

http://www.gesellschaft-museum.de

https://de.wikipedia.org/wiki/Terrazzo 

 

Skizzen & Grundrisse

  • Grundriss der Rekonstruktion des Terrazzos
  • Schnitt der Rekonstruktion des Terrazzos

Daten & Fakten

Schwerpunkt
Instandsetzungen / Bauwerksanalyse + Untersuchung, Baudenkmalpflege
Ihr Geschmack
Historisch
Gebäudetyp
Villen / Sakralbauten / Museen
Bruttobaukosten
25.000 - 75.000 €
Nutzfläche
10 - 200 m²
Gebäudealter
1881 - 1910
Energetische Versorgung
Gaszentral-/Brennwerttechnik
Leistungsumfang
Generalplanung
Konstruktionsart des Entwurfs
historische Massivkonstruktion
Planungs- und Bauzeit
0,5-1 Jahr(e)
Bauherr
Kirchen/Stiftungen/Vereine

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blauhaus Architekten BDA

Campestraße 10
90419 Nürnberg
Deutschland

E: mail@[at]blauhaus.[dot]net
T: 0911 - 393 735 80

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