Unsere Grundidee war: „Platz schaffen für einen Ort“
Neubau eines Orthopädie- und Rehabilitations-Zentrums in Cottbus
012 Planungs- und Ausführungszeit 1998 - 2000, Cottbus
Es war für uns ein besonderes Neubauprojekt. Als Architekt nun in Nürnberg ansässig, war es schön, in der „alten“ Heimat ein solch ambitioniertes Projekt als Planungsbüro betreuen zu dürfen. In einem Gewerbegebiet in Stadtnähe errichtete die Firma Zimmermann Orthopädietechnik einen Neubau, der durch die Bausumme limitiert war. Wir konzipierten das Neubauprojekt rückwirkend auf die zulässigen Zinszahlungen und konnten somit am Ende der Baumaßnahme eine Baukostenunterschreitung von 7,8 % erzielen. Es handelt sich bei dem Gewerbebau um eine Kombination aus Verkaufsbereichen, Lager und Bürozonen sowie großflächig vernetzten Flächen für die Versorgung von Patienten.
Im oberen Geschoss befinden sich verschiedene Werkstätten, in denen die gesamte Orthopädietechnik wie Schmieden, Gipswerkstätten, Kunststoffwerkstätten und Maschinenräume untergebracht sind. Die dreizonige Anlage des Gewerbebaus gliedert sich um einen Atriumhof, der den Patienten und Kunden als Rückzugsgebiet dient und das Regenwasser des Objektes sammelt, in dem sich auch die Goldfische und andere Tiere und Pflanzen recht wohl fühlen.
Der Aufbau Ost und seine blühenden Landschaften: ein junger Orthopädiemachanikermeister kommt mit seinem Geschäft in der Innenstadt von Cottbus an seine Kapazitätsgrenzen. Es bietet sich ein Flächentausch an: Grüne Wiese in einem neuen Gewerbegebiet kaufen und im Gegenzug ein kleinteiliges historisches Gebäude in Innenstadtlage verkaufen.
Unsere Grundidee war: „Platz schaffen für einen Ort“. So gruppierten wir die Hauptfunktionen des neuen Gebäudes wie folgt: Verkauf, Lager und Gehschule mit den darüber liegenden Werkstätten, um einen introvertierten Innenhof mit Grün und Regenwasserrefugium. In diesen stellten wir pavillonartig den Seminarraum. Die vierte fehlende Raumkante schlossen wir mit einem Holzelement, das den Patienten mit Schiebetor den Umgang um das Gebäude erlaubte. Die eingeschossigen Bauteile „Verkauf“ und „Lager“ waren so statisch konzipiert, dass man später aufstocken könnte.
Die Kostenberechnung, die wir im Zuge der Genehmigungsplanung als Generalplaner erstellten, wurde als fixe Bausumme angesetzt. Bei Überschreiten zahlen wir einen Malus, unterschreiten wir die Summe, sind wir mit einem Bonus beteiligt.
Wir setzten verschiedene, im blauhaus-übliche Regulierungssysteme zur Kostensteuerung und zur Kostenoptimierung an und konnten die anvisierten Baukosten unterschreiten. Es gab dabei einige Maxime, die sich bewährt haben:
- Hoher Vorfertigungsgrad der Trag- und Fassadenkonstruktion
- Geringer Schichtenaufbau der zu erstellenden Bauteile, wie Fußböden- und Wandaufbauten
- Festlegung der Einzelbudgets der Gewerke
- Festlegung ohne Ausschreibung mit Kostenzuteilung einiger Hauptgewerke und Beteiligung der Firmen am Planungsprozess
- Feste Einbindung des Bauherrn in die Entscheidungsprozesse und unumstößliche Entscheidungsfixierung beim Kunden
- Projektsteuerung für Kosten und Termine bleibt beim Generalplaner
- 80 % der Leistungen sind preislich pauschal vor Baubeginn vergabereif, damit hohe Kostensicherheit
- Gewaltenteilung bei Planung und Ausführung
Unsere gewählten Konstruktionen, im Wesentlichen ausgewählt nach äußerster Robustheit und geringsten Wartungsaufwand:
- Fassade Verkauf: Pfosten Riegelfassade Holz/Multiplex-Alukonstruktion
- Fassade Lager: Naturaluminium Welle, hinterlüftet
- Fassade Produktion: WDVS, mineralisch siebenfach schwarz lasiert
- Fassade Seminarraum: Lärche natur, hinterlüftet
- Tragkonstruktion: Nichtragende Bodenplatte mit eingespannten Stützen, Decken als Halbfertigteile auf Sicht, tragende und nichtragenden Wände aus KS Sichtmauerwerk
- Oberbeläge Böden: Naturkautschuk
- Türen: Stahl, verzinkt, mit Multiplextürblättern
- Sonstige Innenwände: Trockenbau auf Sicht geschraubt, nicht verspachtelt
- Möbel: Multiplex und MDF
- Treppen: Stahl und Stein
- Oberlichtverglasungen Innenwände: Naturaluminium, stranggepresst und Flachglas
- Schallschutzverkleidungen: Zementierte Holzfaserplatten
- Flachdächer: Bituminös mit extensiver Begrünung
Folgende vielfältige, technische Werkstätten und Einrichtungen befinden sich noch im Gebäude:
- Maschinenräume für Werkstätten
- Schmiede
- Orthopädiewerkstatt (z. B. für Prothesen und Orthesen)
- Rehabilitationswerkstatt (Gehhilfen, Rollis etc.)
- Schusterei (Einlagen, Sonderschuhe)
- Kunststoffwerkstatt (z. B. Rückenpanzer, Stützkorsetts)
- Näherei (z. B. Einfassungen von Kunststoffteilen)
- Gipswerkstatt (z. B. Abdrücke für Prothesen)
- Gehschule mit Anprobe und Trainingsbereich
Die Außenanlagen wurden mit ortstypischen Belägen und Pflanzen gestaltet: Granit, Hainbuche und Ahorn. Die Regenwasserspeicherung wurde in Rigole durchgeführt, die das Wasser an den Innenhof und an die Vorfluter verzögert abgaben.
PS: Die „Überwachung“ der Baustelle erfolgte mit dem Flugzeug mit Luftaufklärung des Bauherrn durch die Ehefrau
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Daten & Fakten
blauhaus Architekten BDA
Campestraße 10
90419 Nürnberg
Deutschland
E: mail@[at]blauhaus.[dot]net
T: 0911 - 393 735 80
Wir bearbeiten im Projektgeschäft folgende Sprachen: Deutsch, Englisch, Russisch