Ein Gutachten zeigt die Mängel vor der Sanierung, ein Instandsetzungskonzept wurde erarbeitet
Instandsetzung und Restaurierung der Pfarrkirche St. Anton in Gostenhof
042 Planungs- und Ausführungszeit 2006 - 2008, Nürnberg
Die Pfarrkirche St. Anton wurde von 1908 bis 1910 vom Dombaumeister Professor Dr. Josef Schmitz entworfen und in Anlehnung an den romanischen Baustil erbaut. Jedoch ohne, wie der Baumeister selbst schreibt, „das persönliche künstlerische Schaffen durch Rücksichten auf einen historischen Stil einengen zu wollen“. Es entstand ein basilikaler Kirchenraum mit einem sehr breiten Mittelschiff, das den neuen Denkansätzen, der Anfang des 20. Jahrhunderts im Aufbruch befindlichen Liturgie, Rechnung trug. Als Gewinner eines internen Architektenwettbewerbes wurden wir als Architekten beauftragt, die Instandsetzung der Fassade, des Daches sowie der diversen bautechnischen Probleme wie Glockenturm, Glasfenster und Durchfeuchtung durchzuführen.
Ein Gutachten zeigte die Mängel vor der Sanierung auf
Im ersten Teil unserer Untersuchung wurden eine Befahrung der Fassade, fotogrammetrische Messungen der Fassade sowie eine Abstimmung der historischen Bestandspläne mit dem Ist-Zustand durchgeführt.
Im zweiten Teil des Gutachtens wurde auf dieser Basis ein Instandsetzungskonzept erarbeitet. Dieses wurde dann detailliert, Gewerk- und materialbezogen mit Preisen hinterlegt. Das Besondere an der Fassade dieser historischen Architektur war, dass es sich hier um eine Kombination aus Betonwerksteinen mit Vorsatzschale aus Kalksandstein und Sichtmauerwerk, das mit verschiedenen Fugenstrukturen verbunden ist, handelte. Dazu kamen Instandsetzungsarbeiten von Bronzeskulpturen, Keramikreliefen, Fassadenteilen, die aus vertikalen Terrazzoplatten bestehen sowie einer umfangreichen Zahl von Gesimsabdeckungen und die Neueindeckung von Dachflächen. Eine Full-Time-Instandsetzung für jeden Architekten!
Nach erster Durchsicht stellten wir fest, dass schwerpunktmäßig die Wasserführung des auf die Fassade auftreffenden Regenwassers ursächlich für die Fassadenschäden ist. Einen weiteren Schwerpunkt des Gutachtens bildete eine Schwingungsmessung des Turmes und des Glockenstuhls. Denn durch die starre Verbindung des Glockenstuhls mit dem Turm ist es zu Schäden in der Tragkonstruktion des 50 Meter hohen Turmes gekommen.
Das Ergebnis des Gutachtens war eine vierstufige Instandsetzung des gesamten Kirchenensembles. Die Sanierung der ersten drei Abschnitte haben wir, leidenschaftlich wie wir sind, innerhalb eines Jahres realisiert. Das unsere erste Kirche blau geworden ist, war ein schöner Zufall, denn die Befunde der Restauratoren brachten ein Blau zum Vorschein. Vielen Dank an die Gemeinde St. Anton, besonders Herrn Pfarrer Müller, Frau Vennemann und Herrn Kleemann. Vor allem die gute Koordination zwischen unseren Vorstellungen und jenen des Ordinariats hat Pfarrer Andreas Müller besonders beeindruckt, wie er in einem Dankesschreiben noch einmal hervorhob: „Herrn Kreibich zeichnet seine klare, schnörkellose Art aus, Zusammenhänge so darzustellen, dass sie auch dem Laien verständlich sind. Wöchentliche Baubesprechungen mit allen jeweils beteiligten Gewerken, zu einer im vorab festgelegten und pünktlich eingehaltenen Zeit, hielten uns über den Fortgang der Arbeiten stets auf dem Laufenden und gaben Gelegenheit zu Nachfrage, Diskussion und Intervention. Aufgrund detaillierter Information war es stets möglich, das Gemeindeleben mit den Erfordernissen des Bauablaufes in Einklang zu bringen.
Ein in jeder Besprechung von ihm angefertigtes Protokoll über die anstehenden Arbeiten und den Zeitpunkt ihrer Erledigung war außerordentlich hilfreich, diese auch punktgenau einzufordern. Seine Detailkenntnisse in allen Gebieten seines Faches trugen nicht weniger zu seiner unangefochtenen Autorität gegenüber den ausführenden Firmen und deren Mitarbeitern bei. Insbesondere die detaillierte Vorausberechnung der Kosten hat uns, wie auch das Erzbischöfliche Ordinariat Bamberg, die stiftungsaufsichtliche Behörde, außerordentlich beindruckt. Die tatsächlichen Kosten blieben dann sogar um rund 7% unter der Berechnungssumme und der Summe, die vom Ordinariat freigegeben worden war.“ Besonders diese Kirche nachhaltig instandzusetzen hat uns sehr bewegt, weil die Stimmung am Bau hervorragend war, die Handwerker vorzüglich und das Ergebnis höchste handwerkliche Qualität hervorbrachte. Unser Auftrag lautete: Setzt St. Anton instand mit allem was nötig ist. Wir begannen mit der Bauforschung, einer digitalen Vermessung und dem Erstellen von Bestandsplänen und einer baustoffbezogenen Schadenskartierung.
Im Masterplan der Instandsetzung gab es dann folgende Hauptpunkte:
- Rissbildung im Glockenturm und Schäden am Glockenstuhl
- Schäden an allen Außenputzen und farbliche Neufassung
- Fehlende Verwahrungen am gesamten Objekt
- Erneuerung der Dacheindeckung
- Entsorgen von Taubenkot und Bekämpfung der Folgen
- Restaurierung der Baukeramik, Baumetallarbeiten und der Vergoldungen
- Instandsetzung der bauzeitlichen Betongussteile der Fassade
- Überprüfung und Sanierung der Grundleitungen
- Teilerneuerung und Instandsetzung der Ziegelfassade
- Beseitigen von statischen Schäden am Dachstuhl
- Beseitigen von Altbrandschäden in der Sakristei
- Restaurierung der Eichengauben zur Belüftung des Dachraums
- Überprüfung des Stahltragwerk des Daches, evtl. Teilsanierung
- Instandsetzung der Verfugung der Fassade aus Terrazzo-Platten am Nordgiebel und der erhaltenen Mauerwerksverfugungen am Portal
- Wiederherstellen der Schlagregensicherheit der Bleiverglasungen und Einbau von Ballschutzverglasungen
Nachdem dieses Programm stand, beauftragten und steuerten wir weitere Untersuchungen:
- Dynamische Schwingungsuntersuchung zum Glockenimpuls
- Statische Berechnungen zum Gerüstaufbau und Dachstuhltragwerk
- Baustoffuntersuchungen für: Putze, Mörtel, Ziegel, Betone, Terrazzo, Anstriche
- Restaurierungs- und Farbbefunde
Auf Basis aller Grundlagen erstellten wir eine Entwurfsplanung mit Kostenberechnung, die von der Erzdiözese und der oberen Denkmalschutzbehörde geprüft wurde. Dann setzten wir das Projekt in zwei Bauabschnitten innerhalb von 3 Jahren um und blieben 8 % unter der Kostenberechnung und erhielten mehrere Preise für die Umsetzung.
Eine künstlerische Idee möchten wir noch erläutern: Die Gemeinde liebte ihre Kirche und wohnte auch im Kirchenumfeld. Kurz vor Fertigstellung kam den Mitgliedern die Idee, dass die Kirche mehr „strahlen“ sollte und etwas „Besonderes“ bekommen sollte. Was das sein sollte, wusste keiner. Wir konsultierten die beteiligten Restauratoren und baten um Vorschläge. Seitdem trägt St. Anton blaue Farbflächen. Die Entwürfe der Restauratoren, architektonisch mit uns abgestimmt, fanden Zustimmung und wurden als reversible Beschichtung als dialogischer Impuls an die Gemeinde umgesetzt.
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