Die Beleuchtung der Fassade entpuppte sich als eigenes Projekt im Projekt
Restaurierung & Instandsetzung der historischen Sandsteinfassade des „Hotel Victoria“
054 Planungs- und Ausführungszeit 2007 - 2008, Nürnberg
Liebe Leser,
anstelle eines von mir selbst verfassten Textes das passende Grußwort von Herrn Dr. Exner, Landesamt für Denkmalpflege München, anlässlich der Enthüllung des ersten Bauabschnittes am 26.10.2007.
„Ich freue mich mit Ihnen, den Besitzern und den verantwortlichen Architekten über den glücklichen Abschluss dieses ehrgeizigen Projekts und das erzielte Ergebnis. Das Hotel Victoria ist nicht nur eine gastronomische Institution der Stadt, sondern auch ein Baudenkmal von Rang. Es handelt sich um einen charakteristischen Vertreter der so genannten Nürnberger Neugotik, eines historischen Baustils, der die Eigenheiten der Nürnberger Gotik zitathaft aufgreift und unter Denkmalschutz steht. Der Sandsteinquaderbau mit seinen Ecktürmchen und Erkern wurde 1895 begonnen und war 1896 fertig. Von schweren Kriegszerstörungen, die das Vorkriegs-Nürnberg haben untergehen lassen, wurde auch dieses Hotel nicht verschont. Die dreigeschossigen geschweiften Ziergiebel zur Königstraße wie zur Frauentormauer sind nach der Bomben- und Brandkatastrophe nicht wiedererstanden. Gravierend war aber auch die Preisgabe des charakteristischen hohen Sockelgeschosses, als man 1958 in der ehemaligen Halle eine Zwischendecke einzog und damit die Wiederherstellbarkeit der bauzeitlichen Portallösung auf lange Sicht ausschloss. Das war freilich nicht der Sünden letzte. Für die stärkste Beeinträchtigung sorgten im Vorzustand aber wohl ein querformatiges Fensterelement der 50er Jahre über dem Eingang sowie ein massives Vordach, das sogar das Schmuckportal abdeckte.
Mit der Fassadeninstandsetzung, deren Abschluss wir heute feiern, ging eine behutsame Korrektur dieser unpassenden Nachkriegslösungen einher: Das Vordach wurde rückgebaut, die in der Proportion unpassende Fensteröffnung von 1958 aufgelöst, zugunsten eines dreiteiligen Fenstermotivs, das in den Proportionen den Anschluss an die gefällige Gestaltung der alten Portalbekrönung mit ihren flankierenden Oculi sucht.
Die Sandsteinfassade wurde von zementären Reparaturmörteln und verflechten Retuschen befreit. Die Fenster wurden in dem bauzeitlich belegten Galgenfenstertypus in Holz erneuert und erhielten einen passenderen grauen Anstrich, der einen angenehm weichen Farbakkord mit dem rötlichen Sandstein bildet. Damit haben die Fassaden des Hotels Victoria enorm gewonnen, das Erscheinungsbild ist ruhig und harmonisch. Die wohltuend zurückhaltenden Werbeanlagen fügen sich da wunderbar ein. Der Denkmalschutz stand bei jedem dieser Instandsetzungsschritte im Vordergrund.
Die Abstimmung mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege war von Anfang an gut und vertrauensvoll, das Team von blauhaus Architekten hat zu Beginn seiner Arbeit verdienstvolle historische Recherchen betrieben und die beteiligten Firmen haben sehr qualifizierte und sorgfältige Arbeit geleistet. Der Bauherr hat nicht unerhebliche Mehraufwendungen auf sich genommen, um hier am Eingang in die Altstadt ein hochwertiges Erscheinungsbild, ein Hotel unter Denkmalschutz, zu gewährleisten. Dafür darf die Allgemeinheit den Architekten und den Besitzern dankbar sein und das verdient öffentliche Anerkennung. Ich wünsche mir, dass das anspruchsvolle Gestaltungskonzept auch bei den Kunden entsprechend angenommen wird und dem Hotel Victoria weitere erfolgreiche Jahrzehnte bevorstehen. Vielen Dank!“
Restaurierung & Instandsetzung der historischen Sandsteinfassade
Dieses Projekt ist eines der Folgeprojekte aus dem Projekt 043 - Umbau in historischer Architektur: Restaurant und Konferenzbereich im Hotel Victoria. Unser Auftrag nach Abschluss der Entwurfsphase lautet wie folgt:
- Restaurierung der historischen Sandsteinfassade und Erneuerung aller Verwahrungen
- Entwicklung einer denkmalverträglichen Beschriftung und Beleuchtung der Fassade und des Straßenraums
- Rückbau des Eingangsbereiches aus den 70ern
- Neufassung der Fassade über dem Eingang zur Belichtung einer Suite und Anbringen des Hotelnamens
- Entwurf eines denkmaltauglichen Schallschutzfensters und Erneuerung aller Fenster ab dem ersten Obergeschoss
Denkmalrechtliche Genehmigung
Nach der Bestandsaufnahme und Schadenskartierung starteten wir mit dem Entwurf, der dann finalisiert Grundlage für die denkmalrechtliche Genehmigung wurde. Die Vergabe erfolgte durch unser Büro und auch die Bauleitung. Wir haben hier bei dieser Kundschaft die nachhaltigste aller Möglichkeiten für Qualität, wir können uns die Handwerker raussuchen, mit denen wir arbeiten, wenn wir im Budget bleiben.
Einige Worte zu der Lösung der Aufgaben in Bezug auf Entwurf und Konstruktion:
Zur Restaurierung der Sandsteinfassade
Diese war besonders gut gelungen, weil Geld in ein schonendes Reinigungsverfahren investiert wurde und auch Geld für Retuschen (farbliche Anpassungen) und Kleinstreparaturen an Sandsteinen vorhanden war. Der Nürnberger Sandstein ist ein robustes und dankbares Material, mit einer Lebenserwartung von über 1000 Jahren, wenn er wenig Berührung mit Salz und Wasser bekommt. Durch die bauzeitlichen Verarbeitungsweisen am Hotel, besaß er eine sehr feine elegante Textur, die natürlich Zeit erforderte bei einer Instandsetzung.
Die exakte Verarbeitung des Kupfers war Vorraussetzung, diese Eleganz auch wirken zu lassen. Das ging nur mit Flaschnern, die ein Händchen dafür hatten.
Die Beleuchtung der Fassade entpuppte sich als eigenes Projekt im Projekt
Denn wir hatten nicht damit gerechnet, dass es verwaltungstechnisch so schwierig sein wird, private Leuchten in öffentlichen Gehwegen und Feuerwehrzufahrten flächenbündig einzubauen. Für die Fassadenillumination mieteten wir Steiger, die wir für die Erprobung bei Nacht benutzten, denn den Herstellern trauten wir nicht. Wir wollten das selber sehen und vor allem die Kundschaft musste wissen, was sie bekommt.
Ein Rückbau war wie immer spannend, denn unter dem Blechdach kamen die alten Teile der historischen, vergoldeten Zugangseinfassung hervor, die in den 70ern rücksichtslos abgeschlagen worden sind. Aus Fotos und den Resten am Gebäude konnten wir den Ursprungszustand wieder herstellen.
Neufassung der Fassade
Die Neufassung der Fassade über dem Eingang ist eine freie Adaption, bei der die Termine mit der unteren Denkmalschutzbehörde fruchtbar waren. Wir bohrten zwei neue Fenster und fassten sie wie die Original-Sandsteinleibungen ein. So entstand ein kontextuelles Triptychon aus einem bauzeitlichen und zwei neuen Fensteröffnungen. Die Neonbeschriftung wurde entfernt und der Hotelname mit einer passenden Farbe von einem Schriftenmaler unprätentiös direkt auf den Sandstein gemalt.
Fenster in der Denkmalpflege sind wie die Augen einer schönen Frau. Da investierten wir eine Menge Schweiß und Blut, denn bei 100 Fenstern gibt es eine Nulltoleranz. Angefangen von der Farbe, den Kämpferprofilen, den Stulpbreiten und den Öffnungsmechanismen bis zu den bautechnisch relevanten Anschlüssen, die für Feuchte-und Schallschutz verantwortlich sind. Viele Muster wurden gebaut, probiert, betrachtet und wieder verworfen bis es passte.
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Skizzen & Grundrisse
Daten & Fakten
blauhaus Architekten BDA
Campestraße 10
90419 Nürnberg
Deutschland
E: mail@[at]blauhaus.[dot]net
T: 0911 - 393 735 80
Wir bearbeiten im Projektgeschäft folgende Sprachen: Deutsch, Englisch, Russisch