Wir planten einen freistehenden, zweigeschossigen Kubus als Wohnhauserweiterung und den Dachausbau im Altbau
Erweiterung und Aufstockung eines Einfamilienhauses als Mehrgenerationenhaus
033 Planungs- und Ausführungszeit 2003, Burgthann
In Stadtnähe sind günstige Bauplätze rar. Oft überlegen sich junge Paare ob sie Nestflüchter werden oder ob sie in der Nähe der Eltern bleiben. Die Nähe der Eltern bietet Vorteile bezüglich der Brutpflege oder dem Betreuen der älteren Generation. Im vorliegenden Fall entschieden sich die Bauherren für ein Zusammenwohnen mit den Eltern. Allerdings hatten sie ursprünglich vor, das bestehende Haus aus den 50er Jahren aufzustocken. Ohne Plan eines Architekten war der Umbau des Wohngebäudes nicht zu stemmen. Wir waren als Planungsbüro der Meinung, dass es sich aufgrund der Substanz nicht lohnt, den bestehenden Baukörper des Einfamilienhauses zu deformieren. Deshalb entschieden wir uns für eine große Veränderung: Bauen mit Holz!
Bauen mit Holz lässt Wohngebäude fühlbarer werden
Wir planten zeitgemäßes Wohnen in einem freistehenden Körper, der durch eine Split-Level-Erschließung als Gelenk mit dem Altbau eine funktionale Einheit übernimmt. Da die Diskussion über Architektur immer noch sehr emotional geführt wird, gestalteten sich die Vorverhandlungen mit den Behörden amüsant. Auf unsere Fragen, warum das Projekt gefällt oder nicht gefällt oder ob dies bei der Genehmigung eine Rolle spielt, konnten die Beamten nicht antworten. Als Architekt eine Ochsentour, die letztlich in der Genehmigung des Bauvorhabens für das Wohngebäude endete. Nachdem wir in der Grundlagenermittlung eine Bodenuntersuchung des Einfamilienhauses durchgeführt hatten, stellten wir fest, dass die Gründungsebene zehn Meter tiefer liegt als unsere neu geplante Bodenplatte.
Die Folge war, dass man ein Gründungssystem wählen musste, welches wirtschaftlich ist, Trägfähigkeit besitzt und das auf dem Steilhang auch technisch machbar ist. Hier kam das Holz ins Spiel. Wir entschieden uns für ein Stabverpresspfahlsystem. Der Aufbau des Holzhauses als Rahmensystem war dann ein Kinderspiel. Übrigens ist 2007 Nachwuchs im Mehrgenerationenhaus „eingezogen“. Mehr Generationen – mehr Glück!
Zweigeschossiges Einfamilienhaus auf einem großen Grundstück
Ein zweigeschossiges Einfamilienhaus aus den 60er-Jahren auf einem großen Grundstück in Burgthann; eines von denen, die es wahrscheinlich zu hunderttausenden in der Republik gab und noch gibt. Ein Kind wollte seinen Geburtsort nicht verlassen, das Haus war für die Eltern zu groß, die kommenden Kleinen hatten die Großeltern vor Ort und Hilfe im Alltag für Oma und Opa war nah - es gab viele Gründe unter einem Dach mit mehreren Generationen zu leben. Besser sind doch zwei Dächer, falls es mal nicht so läuft; so auch in diesem Fall.
Wir planten einen freistehenden, zweigeschossigen Kubus als Wohnhauserweiterung und den Dachausbau im Altbau. Im Erdgeschoss des Holzbaus befindet sich auf ca. 40 m² der Wohnbereich mit Kaminzon, über einen Treppenraum gelangt man ins erste Obergeschoss. Hier waren das Kochen und Essen mit Terrasse vorgesehen und der Übergang ins Dachgeschoss des Altbaus mit Schlafen, Ankleide, Kinderzimmer und einem Familienbad. Die Eltern blieben im Erdgeschoss des Altbaus mit Zugang in den separaten Garten. Das Konzept wurde mit allen Familienmitgliedern abgestimmt und funktionierte.
Jedes Gebäude hat seinen separaten Zugang; der Zugang des Kubus liegt in der Fuge zwischen Alt- und Neubau. Durch das Quergefälle des Grundstückes kann man vom Erdgeschoss des Kubus ebenerdig in den Keller des Altbaus gelangen. Hier waren die zentrale Heizungsanlage und der Stauraum geplant.
Das klingt logisch und sinnvoll, aber die Gründung am Hang und die Erreichbarkeit der Baustelle waren die Knackpunkte des Projektes. Wir entwickelten früh ein Umsetzungsszenario mit Erstellung eines Bodengutachtens und so fiel uns in der Entwurfsphase auf, dass die Gründung einen großen Teil des Budgets verschlang. Hier mussten wir gegensteuern. Der Bauherr schlug vor, die Elektroinstallation selber zu installieren und diverse Ausbau- und Abbrucharbeiten in Eigenleistung zu erbringen.
Eigenleistung und Gewährleistung, einige Gedanken dazu: Unser Kunde hat seinen Eigenleistungsumfang völlig unterschätzt, denn die Normung und fachlichen Anforderungen bei Elektroinstallationen in Holzbauten sind andere als bei Massivbauten. Der Holzbauunternehmer sagte ihm das, aber so, dass er Behinderung anmeldete und die Arbeit einstellte, da er sich weigerte die Holzbauinnenseite zu schließen, da die Verlegung, insbesondere die Wahl der Kabel, fachlich nicht den anerkannten Regeln der Technik entsprach. Für uns als Architekten war das schwierig, da es mit dem Bau nicht voran ging.
Seit diesem Projekt gehen wir nicht mehr so großzügig mit Eigenleistungen im technischen Bereich um. Denn im Endeffekt mussten wir dann eine Elektrofirma suchen, die Planung abstimmen und die angefangenen Sachen des Bauherrn zu Ende bringen. Das erhöhte Gewährleistungsrisiko für unser Büro fängt der Bauherr durch sein Honorar nicht ab und es macht auch keinen Spaß, wenn der Bau still steht, weil der vereinbarte Eigenleistungsanteil vom Kunden nicht erbracht wird.
Einige Worte noch zur Konstruktion des Kubus Haus
Wir gründeten den Kubus mittels einer Brunnengründung, die aus Betonringen die Lasten bis 5 m in den tragfähigen Boden einbrachte. Darauf wurde ein Stahlrost gelegt, auf dem dann die Brettstapeldecken mit raumhohen Elementwänden aufbauten. Diese wurden fertig geliefert und dann vor Ort mit der hinterlüfteten Leistenschalung verkleidet. Die Wand- und Bodenelemente waren oberflächenfertig, die Böden bekamen Estriche mit Oberbelägen. Die Wände und Decken blieben holzsichtig. Mehrgenerationenwohnen heißt für uns immer: Nur das Zusammenführen was nötig ist und jeder Einheit möglichst viel Privatsphäre lassen.
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