Erweiterung einer Arztpraxis – auf die Spitze getrieben
046 Planungs- und Ausführungszeit 2005 - 2006, Nürnberg
Wir glauben, dass man viel weniger und komplizierter als bei diesem Umbau eines Doppelhauses fast nicht bauen kann. Eine junge Ärztin hatte vor, ihre Doppelhaushälfte zu erweitern, um sich dort eine Arztpraxis einzurichten. Das Grundstück gab eine großzügige Erweiterungsmöglichkeit vor. Nachdem wir im Rahmen eines Immobiliengutachtens Grundbücher und Pläne eingesehen hatten, schien dieser Sache auch nichts entgegen zu stehen. Bis wir dann bei „vertiefenden“ Recherchen entdeckten, dass in acht Meter Tiefe eine funktionsfähige Druckwasserleitung lag. Aufgrund von Bruchgefahr durfte über dieser Leitung nicht gebaut werden. Unser Immobiliengutachten brachte diese vergessene Leitung erst zu Tage!
Bauen im Bestand heißt auch, Änderungen im Plan zuzulassen
Die Träume der Frau von einem großen Umbau ihres Doppelhauses waren dahin.
Sie hatte ein Grundstück mit einer Nutzungsbeschränkung gekauft. Diese war im Grundbuch nicht eingetragen. Unser Immobiliengutachten hatte jedoch auch etwas Positives. Wir planten um und fanden eine neue Lösung für einen geschmackvollen Umbau. Das Planungsergebnis war eine parallel zu der Leitung verlaufende Erweiterung, die frei an das Gebäude angehängt wurde. So wurde also im Bestand gebaut. Die große Freude ist eine sechs Meter lange Schiebeflügelanlage, so dass der Traum vom großen Raum im Sommer perfekt verwirklicht werden kann.
Ein besonderer Fall von bewusst vorenthaltenen oder nicht bekannten Tatsachen beim Immobilienerwerb, führte bei diesem Projekt zu einer dreieckigen Konstruktion der Reiheneckhauserweiterung.
Am Beginn der Planung für eine Arztpraxiserweiterung, stand die Recherche in den Archiven und Unterlagen der Stadt Nürnberg. Die Idee einer großen Erweiterung in Form eines rechteckigen gläsernen Wintergartens stand in Skizzenform. Bis wir auf einem Plan eine diagonal schräg verlaufende Linie entdeckten. Nach Recherche bei der N-Ergie stellte sich heraus, dass es eine Druckwasserleitung mit einem Durchmesser von 1200 mm war, die aus einem Hochspeicher Trinkwasser nach Nürnberg führte.
Das ist ja gut so, aber warum in einer Tiefe von 5,00 m durch unser Grundstück, in einem Abstand von 3 m bis 6 m an unserem Haus vorbei? Bei mehreren Gesprächen mit den Sachbearbeitern der N-Ergie bekamen wir die Anweisung, dass diese Leitung nicht überbaut werden darf. Der Grund war, wenn Leckagen an solchen alten Gussleitungen entstehen, dann reißen diese riesige, durch Wasser verursachte Ausspültrichter von 6 m an der breitesten Stelle auf.
Somit waren wir gezwungen eine Gebäudeerweiterung zu entwerfen, ohne eigene Gründung, sondern angehängt an das Reiheneckhaus mit abgetreppter Gründung. Der Nachhaltigkeitsaspekt, der sich der Sache abgewinnen lässt, ist dass weniger Grundstück verbraucht worden ist und wir mit 60 % der geplanten Baukosten ausgekommen sind.
Damit war das unser Knackpunkt bewältigt. Der Rest des Projektes war einfach: Eine große Schiebeverglasung, ein begehbares Dach als Dachterrasse und das „funktionale und technische Verweben“ mit dem Altbau.
Bei einer intensiven Prüfung der zur Verfügung stehenden Unterlagen beim Erwerb, hätte man mindernde Verkehrswerte ansetzen müssen, denn Bauland war das nicht.
Skizzen & Grundrisse
Daten & Fakten
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