Dachausbau und Denkmalsanierung zugleich
Energetische Sanierung: Weitsicht in allen Belangen: 300 Quadratmeter Dachausbau
047 Planungs- und Ausführungszeit 2007 - 2008, Nürnberg
Das Bemerkenswerte an diesem Projekt ist der Entwurf. Was in einer flüchtigen Skizze und einem Modell als Dachausbau der unteren Denkmalschutzbehörde vorgestellt worden war, wurde dann tatsächlich auch genehmigt. Vielen Dank für das Vertrauen! Die Rahmenbedingungen waren weit gesteckt. Es sollte eine energetische Sanierung des sechsten Geschosses erfolgen, zwei Verglasungen eingesetzt werden, eine Loggia entstehen und vieles mehr. Oben drauf die Denkmalsanierung: Ein Traumprojekt für uns als Architekten.
Dachausbau unter energetischen Richtlinien
Entworfen, genehmigt, gebaut: Nachdem energetische und brandschutzrelevante Betrachtungen erstellt worden waren, konnten 300 Quadratmeter Dachgeschoss realisiert werden. In einem Vorprojekt hatten wir bereits die Fassade und das Dach auf diesen komplexen Eingriff der Denkmalsanierung vorbereitet. Wichtigstes Augenmerk war eine sinnvolle energetische Einbindung in das Gesamtkonzept des Hauses, das an Fernwärme angeschlossen war.
Die Neubauteile des Daches wurden über den EnEV-Standard realisiert und auch der bauliche Rauch- und Brandschutz ist über die Anforderungen der gültigen Bauordnung umgesetzt worden. Der Rest der Dachausbauten ist Handwerk mit hohem Können und persönlichem Einsatz aller Beteiligten sowie diversen Messmethoden zur Überprüfung der geplanten Qualitäten. Wohlfühl- und Selbstverwirklichungswerte der Nutzer des Daches sind noch nicht messbar, aber über die Fotodokumentation haben wir versucht, den Weg bis in 25 Meter Höhe mit Blick auf die Nürnberger Kirchen nachzuempfinden.
Zum Abschluss
Dachböden auszubauen ist komplex und kostenintensiv. Jeder Dachboden, gerade jene unter Denkmalschutz, hat seine Grenzen und seine eigene in sich ruhende Lösung, die der Architekt erst einmal finden muss.
Der Dachausbau ist eine unterschätzte Planungsaufgabe
Was kann nachhaltiger sein, wenn man Besitzer eines leeren Dachbodens und eines kaputten Daches ist und gezwungen ist, die oberste Geschossdecke zu dämmen, als eine Wohnung einzubauen und damit alle Probleme zu lösen?
Der Dachausbau ist eine oft unterschätzte Planungsaufgabe.
Zu den Standardaufgaben bei einem Dach gehören aus unserer Sicht:
- Maßliche und technische Bestandsaufnahme, vor allem des Tragwerks und der Decken
- Erstellen eines Brandschutzkonzeptes
- Erstellen eines Nachweises nach EnEV, insbesondere Nachweis der sommerlichen Überhitzung durch Phasenverzögerung/Tag-Nacht-Abgleiche
- Erstellen und eventuelle Prüfung eines statischen Nachweises
- Das normale Genehmigungsverfahren nach der bayerischen Bauordnung
- Eventuell Teilungserklärung anpassen
- Klärung was Sonder- und was Gemeinschaftseigentum ist
- Schallschutznachweis
- Schädlingsbekämpfung, vor allem gegen Klopfkäfer
In diesem Fall kamen folgende Aspekte erschwerend dazu:
- Die Wohnebene lag über der Hochhausgrenze, deshalb war ein zweiter baulicher Rettungsweg nötig
- Das Objekt war ein Baudenkmal
- Das historische Haupttreppenhaus führte nicht bis ins Dachgeschoss
- Kein Medium, weder die Zentralheizung, noch Strom, noch Wasser lagen an
Wir bekamen nach beharrlichem Verlangen folgendes genehmigt: Verlängerung des Treppenhauses um ein Geschoss, inklusive Fortführung der Holztreppe, weiter eine 15 qm große, lichtdurchflutete Loggia und einen Durchbruch in das Nachbarhaus durch zwei Brandwände, um dort das Treppenhaus als zweiten Rettungsweg zu nutzen sowie eine 6 m breite, verglaste Rundgaube. Der Rest des Projekts war mehr oder weniger Routine und Freude, denn wir hatten das Maximalprogramm gefordert und tatsächlich auch bekommen.
Der Entwurf war relativ schnell klar, durch die differenzierte Dachlandschaft ergaben sich drei Zonen: Ankommen mit Loggia und Treppenaufgang, dann als Höhepunkt ein 6 m hoher 130 qm großer, zeltförmiger Raum mit Kochen, Wohnen und offenem Kamin und dann ein Annex mit Schlafen, Ankleiden und einem Bad sowie dem zweiten Rettungsweg in das Nachbargebäude.
Technisch und formal besonders schwierig war einerseits die Zentralheizung auf das neue Geschoss in dieser Höhe mit dieser Größe umzubauen, das dauerte lange, bis es richtig funktionierte, vor allem die Steuerung der Fußbodenheizung; Andererseits die Erhöhung des Treppenhauses, das war aufgrund der vielen Dachverschneidungen nicht exakt zeichnerisch zu ermitteln. Dazu kam erschwerend, dass die neue Eichentreppe um 360 Grad gewendelt werden musste. Somit hatten wir auf jeder Stufe neue Höhenanforderungen an das lichte Durchgangsmaß.
Wir hörten auf zu zeichnen und ließen ein Holzmodell im Maßstab 1:1 bauen, das uns die äußere Form der Erhöhung gab. Anschließend sind wir auf die Straßen und in die Höfe gegangen und haben die Proportionen überprüft. Finalisiert haben wir dann die Kontur der Erhöhung, nachdem die inneren Anforderungen der Treppe mit den Proportionen gegenüber dem Bestandshaus passten.
Kein Mensch nimmt das heute wahr und es gefiel uns, dass niemand etwas von der Maßnahme merkte.
Wir nennen das: "Die unsichtbaren Dinge". Diesen Entwurfsansatz benutzen wir dann, wenn ein Bauwerk oder ein Bauteil schon so hervorragend ist, dass man es nicht besser machen kann.
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