Konzeption eines "chambre bleue"
Die Party ist vorbei
152 Planungs- und Ausführungszeit 2023, Nürnberg
"Die Party ist vorbei!" BDA-Präsidentin Susanne Wartzeck gibt in ihrem Grußwort in Chemnitz zu: "Das ist ein sperriger Titel". Doch dann fällt ihr ein ähnlicher Filmtitel ein: "Die fetten Jahre sind vorbei".
Das schreibt Benedikt Hotze über das Jahrestreffen 2023 des Bund Deutscher Architekten (BDA) in Chemnitz. Wartzecks Worte seien eine Art Botschaft gegen die Kapitalisierung der Welt. Denn nicht alles kann endlos weiterwachsen. "Bescheidenheit ist der Schlüssel", sagt die Präsidentin. Es geht um den Beitrag der Architektur zur gesellschaftlichen Akzeptanz eines "Weniger".
120 Jahre BDA
In diesem Jahr wird der BDA 120 Jahre alt. Seine Gründer wollten "gegen die stumpfe Geistesarmut des Baupfuschertums" vorgehen. Und ich frage mich, was sonst noch im Jahr 1903 geschah: In Dresden fand der erste Städtetag statt. Nach dem Einsturz des Turms Campanile begannen in Venedig die Arbeiten für seinen Wiederaufbau. Max Liebermann und seine Zeitgenossen gründeten den deutschen Künstlerbund. Und in unserer Villa lebte die jüdische Familie Kohn.
Villa an der Campestrasse 10
Denn die Villa an der Campestrasse 10 in Nürnberg war historisch das Wohnhaus der Familie Kohn. Hier lebte sie auf drei Ebenen, wie es damals im Großbürgertum üblich war. Im Erdgeschoss befanden sich die Gesellschaftsräume mit einer umfangreichen Geigensammlung. Im Obergeschoss waren die privaten Räume der Familie und im Dach lebte das Personal, erreichbar durch ein Dienstbotentreppenhaus.
Bürokultur
Seit über 20 Jahren sind wir nun in der Villa und gehen unserer Arbeit nach. Doch in letzter Zeit hat sich die Bürokultur verändert: Teilzeit, Homeworking, Lebens-und Arbeitsausgleichsbalance sind die Leitideen der neuen Arbeitswelt. Ich habe mich daher auch entschieden, mein gläsernes Einzelbüro nach rund 20 Jahren zu verlassen.
Der blaue Salon
Mit dem Verlassen meiner "Enklave" hatte ich den Wunsch einen Raum zu schaffen, der die Stimmung der Villa Anfang des 19ten Jahrhunderts einfängt. Eine Atmosphäre des Schönen zu erzeugen, einen Hauch der Familie Kohn zurückzuholen. Und ich erinnerte mich, dass wir bereits im Jahr 1999 die Reste eines "blauen Salons" im Erdgeschoss gefunden hatten.
Es muss nicht alles neu sein
Die Idee den "blauen Salon" in die Gegenwart zu holen, begeisterte mich. Wir planten und holten die ersten Angebote ein. Doch schnell zeigte sich: es wird zu teuer. Also sahen wir uns auf Flohmärkten um, bei uns im Büro und bei Altmöbelhändlern. Als ich dann vor kurzem die Rede der BDA-Präsidentin Susanne Wartzeck in Chemnitz hörte, verstand ich, dass unser Kurs wiederholt richtig war. Es muss nicht alles weg und nicht alles neu sein. Das erfordert ein Weiterdenken bei uns, die wir seit 30 Jahren im Bestand und in der Denkmalpflege arbeiten. Diese kleine erneute Tiefsicht und der Transfer zu Chemnitz ist der Grund, warum ich Ihnen die Geschichte des "chambre bleue" erzähle.
Daten & Fakten
blauhaus Architekten BDA
Campestraße 10
90419 Nürnberg
Deutschland
E: mail@[at]blauhaus.[dot]net
T: 0911 - 393 735 80
Wir bearbeiten im Projektgeschäft folgende Sprachen: Deutsch, Englisch, Russisch