Historisches Stadthaus schrittweise umgebaut und erweitert
Denkmalgerechte Micro-Apartments in der Nürnberger Altstadt
094 Planungs- und Ausführungszeit 2013 - 2016, Nürnberg
In diesem Projekt ging es um ein historisches Stadthaus und einen nach 1945 errichteten Notbau "Am Laufer Schlagturm", unterhalb des Willstätter- Gymnasiums, ein vermutlich bereits im 15. Jahrhundert errichtetes Gebäude. Keller und Grundmauern zeugen in ihrer Form und Bauweise von noch älterer Bauzeit. Über Generationen als Bäckerei genutzt, im Krieg teils beschädigt, wurde das Objekt in den 1970ern schrittweise umgebaut und erweitert.
Bekannt wurde es dann als Programmkino "Meisengeige", das seit 1970 im Erdgeschoss residiert.
Entwurf von Micro-Apartments
Zu Beginn untersuchten wir die Entwicklungschancen für die Kneipen- und Kinonutzung im Erdgeschoss und die Wohnnutzung in den darüber liegenden Geschossen in Zusammenarbeit mit einem Immobilienmakler. Neben den wirtschaftlichen Aspekten wurde die Haltung der Bauherrschaft und die kulturelle Wertigkeit des Ortes in die Bewertung einbezogen.
Das Ergebnis: Das Kino durfte bleiben und die Wohnungen sollten so instand gesetzt werden, dass es der Nachfolgegeneration als langfristiges Investitions- und Identifikationsgut weitergegeben werden kann. Im Bereich der Wohnungen sollten Micro-Appartements entstehen. Die hohe Wohndichte in solch individuellen Räumen bietet eine Qualität, die moderner Wohnungsbau so kaum erreichen kann. Jedes der Micro-Apartments hat seinen eigenen Charme; einen Balkon oder einfach nur die alten Wände und Holzdecken und die Maisonette-Wohnungen erzählen Geschichten. Der Brand-, Schall- und Wärmeschutz stellten uns vor technisch anspruchsvolle Aufgaben. Es genügte kein standardisierter Entwurf. Hier war eine individuelle Lösung im Einzelfall nötig gewesen, bis zum Detailentwurf auf der Baustelle.
Erhaltung der historischen Wohnstruktur und zarte Eingriffe in die historischen Bauteile
Das Bauwerk wurde in enger Rücksprache mit dem Amt für Denkmalschutz instand gesetzt. Viele Bereiche waren verbaut und mussten grundlegend überarbeitet werden. Andere Bauteile wurden geschützt und für die Nachwelt konserviert. Dazu wurden alle Bauteile untersucht, das Alter von Deckenbalken sowie Putz und Farbbeschichtungen bestimmt. In Zusammenarbeit mit Dendrologen und Restauratoren konnte so ein Bild davon entstehen, wann und wie dieses Haus gewachsen war. Dabei stellten wir zahlreiche Umbauten über die Jahrhunderte hinweg fest, so beispielsweise ein Umbau der Außenwände von Fachwerk zu Sandsteinmassivwänden und der barocke Dachumbau. Die Ausklinkungen im Bereich der Decken weisen auf die historische Treppenlage und Eingangssituation hin. Es lässt sich daraus schließen, dass das Objekt aus verschiedenen Gebäuden zusammengewachsen war. Wir fanden deshalb auch unterschiedlichste Konstruktionen und Wandtypen je Geschoss. Besondere Beachtung fanden dabei das Sparmauerwerk sowie die unterschiedlichen Holzbalkendecken. Die Konstruktion der Wände deutete auf einen Geschossbau hin.
In der Ausführungsplanung spielten neben dem Umgang mit historischem Bestand, wie den originalen Holzdielen, vor allem das energetische Konzept eine wichtige Rolle. Für maximale Raumausnutzung der teils niedrigen Räume war darüber hinaus die Konstruktion von Böden und Decken maßgeblich. Diese müssten zugleich dauerhaft Schädlingen standhalten und dürfen das komplexe statische System nicht über den Urzustand hinaus belasten. Anforderungen an Schall- und Brandschutz mussten unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes geprüft werden.
Bauphase
Während der Bauphase gab es erwartungsgemäß noch einige Neuerungen bzgl. Planung Brandschutz, Statik, Denkmalschutz und Energieeinsparung. Wir haben die gesamten Obergeschosse bis auf den Rohbau zurückgebaut, so dass sämtliche Substanz freigelegt und untersucht werden konnte. Dadurch ergaben sich natürlich weitere bis dato unbekannte notwendige Maßnahmen. So musste z.B. im Zuge der Genehmigungsphase noch ein Anleiterversuch der Rettungswege durch die Berufsfeuerwehr durchgeführt werden. Lastannahmen bewahrheiteten sich durch den Rückbau des Bestandes nicht und mussten umgeplant werden. Es wurden alte Farb- und Putzschichten zu Tage gebracht, welche es restauratorisch zu sichern galt. Der Dachstuhl musste zur Hälfte erneuert werden, da die bauzeitliche Substanz nicht mehr zu retten gewesen ist oder früherer Schädlingsbefall die Substanz soweit angegriffen hatte , dass diese zimmermannsmäßig instandgesetzt werden musste.
Die gesamte Baumaßnahme wurde mit einem KfW-Förderprogramm und Zuschüssen der Stadt Nürnberg, sowie dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege mitfinanziert.
Nach vielen Ortsterminen und Diskussionen mit Behörden, Bauherren, Fachstellen und 64 wöchentlichen JourFixe Terminen waren die 6 Microappartements im Sommer 2018 Bezugsfertig und stehen zur Vermietung bereit.
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Skizzen & Grundrisse
Daten & Fakten
blauhaus Architekten BDA
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