Wettbewerb für den Bahnhofsvorplatz: Sieger-Entwurf greift behutsam in Vorhandenes ein

Umbauten vor allem im Untergrund

Prämierte Architekten stammen aus Nürnberg

Der Wettbewerb zur Neugestaltung des Hauptbahnhof-Vorplatzes ist entschieden: Den ersten Preis haben die Nürnberger Architektenbüros Fritsch, Knodt und Klug erhalten. Deren gemeinsamer Planungsvorschlag sieht eine behutsame Neugestaltung des unansehnlichen Areals vor, die sich sehr stark an den städtebaulichen Gegebenheiten orientiert. Die Preisjury empfahl einstimmig, diese Arbeit als Grundlage für die Neugestaltung heranzuziehen, berichtete gestern Baureferent Walter Anderle. Wann an eine Realisierung zu denken ist, hängt allerdings von der (prekären) Haushaltssituation der Stadt ab.

Zu den wichtigsten Elementen der preisgekrönten Wettbewerbsarbeit gehört, dass die heutigen Verkehrsströme am Hauptbahnhof weitgehend unangetastet bleiben. Eine Verlagerung des Autoverkehrs in den Untergrund wäre an diesem zentralen Knotenpunkt wohl die eleganteste Lösung gewesen – mit rund 130 Millionen Euro aber nicht bezahlbar. Auch deshalb beschränkten sich die Architekten Dieter Fritsch, Susanne Klug und Franz Hirschmann auf eine Optimierung des Verkehrs.

Dazu gehören die – von Umweltverbänden seit vielen Jahren geforderten – Zebrastreifen, die die Straßenbahninsel mit dem Bahnhofs-Gebäude sowie mit dem zur Innenstadt hin liegenden Handwerkerhof verbinden. Dazu gehört ebenfalls, den heutigen Pkw-Parkplatz und den Taxi-Warteplatz vor dem Hauptbahnhof gegeneinander auszutauschen, mit Baumreihen zu begrünen und Mittelportal sowie Seitenausgänge zu überdachen.

Eigentliches Kernstück der Wettbewerbsarbeit ist aber die Neugestaltung der Straßenbahninsel. An die Stelle einer Vielzahl von Buden und Häuschen tritt dort eine geschwungene Überdachung, unter der die Einrichtungen der VAG und anderer Anbieter Platz finden. Busse und Straßenbahnen umrunden den Platz nicht mehr gegen den, sondern im Uhrzeigersinn. Durch diesen Kniff steigen die Fahrgäste im Zentrum der Insel unter dem schützenden Dach ein und aus.

In der Mitte der Überdachung ist ein kreisrunder Lichteinlass mit 41 Metern Durchmesser vorgesehen. Damit wird das Tageslicht in die bislang sehr triste Ladenpassage im Zwischengeschoss geholt. Durch die bauliche Orientierung an diesem Lichteinlass würde die unterirdische Passage ihre eigentliche Aufwertung erfahren. Großzügige Wege zwischen den Ladengeschäften sollen zudem eine attraktive unterirdische Verbindung zwischen dem Bahnhofsgebäude und dem Klarissenplatz schaffen. Der dafür nötige, tief greifende Umbau wäre praktisch nur im Tagebau möglich (mit entsprechender Verlagerung des Verkehrs). Dieser Teil der Wettbewerbsplanung würde deshalb mit Abstand das meiste Geld verschlingen und zu Gesamtkosten im höheren zweistelligen Bereich führen, schätzten Beobachter gestern.

Insgesamt 874 Bewerber

Mit „wenigen, aber umso klarer definierten Eingriffen“ hätten die ersten Preisträger eine „klare und eindeutige städtebauliche funktionale Neuordnung“ erreicht, zitierte Walter Anderle die Auffassung der Jury. Der Stadt Nürnberg sei nun „zu wünschen, dass sie ihren Part jetzt auch in der Umsetzung spielt“, meinte der Baureferent. Wohl mit Blick auf die Kosten verwies er darauf, dass der Entwurf auch die Realisierung in Teilschritten erlaube. In keinem Fall aber dürfe die derzeitige Situation bestehen bleiben; angesichts der neuen Konkurrenz im Bahnhofsgebäude seien die Läden in der Passage sonst vom baldigen wirtschaftlichen Untergang bedroht.

Mit ausgesprochener Freude verwies Anderle darauf, dass auch der zweite bis vierte Wettbewerbs-Preis an Nürnberger Architekten ging. Als Rang zwei setzte die Jury den gemeinsamen Vorschlag der beiden Büros Matthias Massari und Frank Löffler, Platz drei belegte die Gemeinschaft Joachim Thiel/Bernhard Lorenz, und den vierten Platz erreichten die Büros Frese & Kleindienst/Adler & Olesch. Insgesamt hatten sich 874 Planer für den mit gut 92 000 Euro dotierten Wettbewerb beworben; 50 Büros davon wurden per Los zugelassen, weitere 14 Büros wurden gesetzt.

Die 32 Arbeiten werden im Westflügel des Hauptbahnhofs (Galerie im 1. Stock) gezeigt. Die Ausstellung ist vom 12. bis 26. April täglich zwischen 12 und 20 Uhr geöffnet.

Quelle: Nürnberger Nachrichten

Hinweis: blauhaus hat in ARGE mit J. Thiel den dritten Preis bei diesem Wettbewerb erreicht.

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