Vorbilder für die Denkmalpflege

Bezirk Mittelfranken prämierte mustergültige Sanierungsarbeiten

Die Eigentümer von zwölf Nürnberger Anwesen bzw. Objekten wurden mit Urkunden geehrt – Leistung überschreitet oft die Grenze der Zumutbarkeit

Wer kennt sie nicht, die kaputtsanierten Baudenkmäler: Fachwerk, aus allem das alte Lehmgefache entfernt wurde, jahrhundertalte Häuser, deren Fassaden mit Bimsmörtel, Leichtbausteinen und dicken Farbschichten „modernisiert“ wurde. Zehntausende historische Bauwerke, schätzen Fachleute, sind so in Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten regelrecht zerstört worden. Grund genug für den Bezirk Mittelfranken, alljährlich liebevoll und fachgerecht sanierte Objekte in Nürnberg und der Region zu prämieren. Gestern würdigte Bezirkstags-Präsident Gerd Lohwasser im Schürstab-Haus private und öffentliche Bauherren, deren finanzieller und ideeller Einsatz beispielhaft sind.

Der Rahmen entsprach dem Anlass, denn das Schürstab-Haus am Albrecht-Dürer-Platz gehörte dank einer aufwendigen Wiederherstellung in den vergangenen Jahren diesmal ebenfalls zu den prämierten Bauwerken. „Ein solches Ambiente hatten wir noch nie“, stellte denn auch Bezirkstags-Präsident Lohwasser voller Freude zu Beginn der Feierstunde im Keller des imposanten Eckgebäudes fest. Und das, obwohl der Bezirk schon seit 1975 alljährlich Urkunden für besondere denkmalpflegerische Leistungen verleiht.

93 Objekte ausgezeichnet

Nicht weniger als 149 Objekte aus dem ganzen Bezirk lagen der Jury diesmal vor. Imposante Patrizier-Gebäude, klassizistische Stadthäuser oder mächtige Sandsteinbauten, die von Stadt- und Kreisheimatpflegern, Stadtbauämtern und Landratsämtern begutachtet und ausgewählt worden waren. Die Jury beurteilte ästhetische Gesichtspunkte und Originaltreue, aber auch Leistung und Aufwand der Bauherren, und erkannte schließlich 93 Objekten die Denkmal-Prämierung 1997 zu.

Gerade die freiwilligen Leistungen der Eigentümer überstiegen „häufig genug die Grenze der Zumutbarkeit“, berichtete Lohwasser den geladenen Gästen. Zwar sei die Prämierung kein Ersatz für den immensen finanziellen Aufwand bzw. für erbetene Zuschüsse. Sie solle aber „eine Anerkennung der öffentlichen Hand gegenüber denjenigen bedeuten, die als Privatbesitzer, als Verein, als Kommune oder als Behörde für die Interessen des Denkmalschutzes eintreten“.

Unter den in diesem Jahr ausgezeichneten Objekten befinden sich auch zwölf im Nürnberger Stadtgebiet: Neben dem bereits genannten Schürstab-Haus das ehemalige Gasthaus Bei der Gerasmühle 16, die vorbildlich sanierte Hofanlage – Wohnhaus und Stallung – Krottenbacher Straße 89, das zur Jahrhundertwende im Neu-Nürnberger Stil errichtete Mietshaus Winzelbürgstraße 1, die malerische, genersanierte Villa Pilotystraße 7, der mit wertvollen Steinmetzarbeiten verzierte Sandsteinbau Penzstraße 15, das mehr als 100 Jahre alte und wiederhergestellte Treppenhaus im Gebäude Johannisstraße 1, das in Nürnberg kulturgeschichtlich einmalige Fotoatelier auf dem Anwesen Johannisstraße 45, die Kopie der spätmittelalterlichen, im Juli 1982 zerstörten Pestmarter an der Kreuzung Frauentaler Weg/Marktäckerstraße, das imposante ehemalige Gewerbemuseum in neubarocker Schlossarchitektur am Gewerbemuseumsplatz 2, die westliche Krypta der Sebalduskirche in der Winklerstraße 26 und das Sandsteinhaus Rothenburger Straße 54.

Die spätmittelalterliche Pestmarter wurde 1982 mutwillig zerstört. Die prämierte Kopie hat architektonischen Erinnerungswert

Im Keller des wiederaufgebauten Schürstab-Hauses verlieh Bezirkstags-Präsident Gerd Lohwasser gestern die Urkunden.

Quelle: Nürnberger Zeitung

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