Neues Zuhause für geplagte Welpen
Verbesserte Quarantäne und Krankenstation im Tierheim
FEUCHT – Großer Bahnhof am Tierheim: Nach langer Umbauzeit wurde am Samstag das Hundehaus mit verbesserter Quarantäne, neuer Krankenstation und zwei neuen Welpenzimmern mit Auslauf in Betrieb genommen. Unter den Gratulanten waren nicht nur Vertreter von Politik, Verwaltung und Wirtschaft, sondern auch viele Tierfreunde und Sponsoren, die maßgeblich zur Realisierung des Umbaus beitrugen.
Nach der Begrüßung der Ehrengäste zeigte Herbert Sauerer, erster Vorsitzender des Tierheims, den etwa 50 Gästen, was sich in den Räumen und im Außenbereich des Hundehauses getan hat. Drei Bauabschnitte seien dort geplant, der erste ist nun so gut wie fertig gestellt.
Dass neben der verbesserten Quarantänestation auch ein eigener Welpenbereich notwendig wurde, hängt damit zusammen, dass das Tierheim immer wieder mit der Betreuung und Pflege von Jungtieren aus den illegalen Welpentransporten zu tun hat – wir berichteten mehrfach. Die Bauabschnitte 2 und 3 seien noch in der Planung, so Sauerer. Hier sei unter anderem eine solarthermische Anlage angedacht. Anhand von Fotos zeigte er auf, wie erneuerungsbedürftig die alte Quarantänestation war, die sich nicht mehr desinfizieren ließ – ein unhaltbarer Zustand. Auch die Krankenstation entsprach längst nicht mehr modernen Maßstäben. Hier war Maßgabe, dass die Tiere besser geschützt und ein wenig abgeschottet untergebracht werden konnten. Frisch operierte Vierbeiner oder eine Hündin mit ihren Welpen sollten sich auch zurückziehen können und einfach mehr Ruhe genießen können. Als weiteres Beispiel für die Sanierungsbedürftigkeit führte Sauerer an, dass auf der Krankenstation zwar der nötige Waschtisch für die Mitarbeiter vorhanden war, nicht aber ein Abfluss in die Kanalisation.
Anhand des neuen Auslaufbereichs für die jungen Hunde erklärte der Vorsitzende, vor welchen Herausforderungen man manchmal stand: Der Boden im Freien soll natürlich Hitze und Frost aushalten, soll einerseits aus einem Material bestehen, das Lösungs- und Desinfektionsmittel aushält, andererseits aber auch rutschfest sein. Schließlich habe man hierfür ein Material gefunden, das aber, so Sauerer, nicht ganz billig sei.
Fußbodenheizung für die Bellos
Der neue Welpenbereich hat wie der gesamte Hundebereich im Heim Fußbodenheizung, denn der ist leichter zu pflegen. Damit die kleinen Vierbeiner ins Freie können, gibt es in den Räumen eine Art große Katzenklappe, die es den Tieren ermöglicht, selbstständig von innen nach draußen und umgekehrt zu gelangen. Auffällig beim eingezäunten Bereich sei, dass der sehr beschäftigungsintensiv gestaltet ist, was wiederum mit der traurigen Lebensgeschichte der jungen Hunde zu tun hat. Normalerweise erkunden die Tiere im Alter von sechs bis acht Wochen ihre Umwelt – eine prägende Lebensphase, in der sie alle möglichen äußeren Reize verarbeiten, mit den Menschen und anderen Tieren in Kontakt kommen. Da sie aber von ihren Schleusern in diesem Alter nach Mitteleuropa gebracht werden und noch nicht geimpft sind, wenn sie aufgegriffen werden, müssen sie als erstes für längere Zeit in Quarantäne. Um ihnen trotzdem die Möglichkeit zu geben, vielen Umweltreizen zu begegnen, wurde in ihrem Freigehege ein kleiner „Abenteuerspielplatz“ eingerichtet, auf dem sie wichtige Erfahrungen machen können, erklärt der Tierheim-Vorsitzende.
Vor der Segnung des Umbaus durch den katholischen Bruder Vinzenz und den evangelischen Pfarrer Jörg Petschat, einem Rundgang durch die verschiedenen Bereiche und dem obligatorischen Schnitt durchs Band durfte Sauerer etliche Kuverts entgegen nehmen. Stellvertretende Landrätin Cornelia Trinkl gratulierte zu dem „stattlichen Projekt“, das man auch im Kreistag immer wohlwollend begleitet habe und in das entsprechende Mittel auch aus Lauf geflossen seien. Bürgermeister Konrad Rupprecht bestätigte, dass auch die Marktgemeinde stolz auf diese „tolle Einrichtung“ sei, zu der man auch von Seiten der Marktgemeinde gern seinen Obolus entrichte.
Marion Friedl, Vizepräsidentin vom Landesverband Bayern des deutschen Tierschutzbundes, nannte „eigentlich jedes Tier zu viel“, das hier aufgenommen werden muss.
Auch wenn an diesem Ort die Tiere im Mittelpunkt stehen, wollte der Planer des Umbaus, Ralf Langerwisch von blauhaus Architekten, einmal die Menschen ins Zentrum rücken. Neben Herbert Sauerer und seiner Frau, die hier mit Herzblut arbeiten, dankte er auch den vielen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern des Tierheims, die für die Realisierung viel Freizeit geopfert hätten.
Bis auf Kleinigkeiten sei man mit dem Umbau fertig und habe die beiden Maßgaben, „Qualitätsverbesserung erreichen und nicht zu protzig bauen“, erfolgreich umgesetzt. Der Architekt lobte die vielen am Bau beteiligten Firmen, die durch Nachlässe und Skonten dazu beigetragen hätten, dass der Bau 6000 Euro billiger wurde. Er selbst schloss sich gleich an und sicherte den Bauherren einen 1000-Euro-Nachlass beim Architekten-Honorar zu – allerdings mit der augenzwinkernden Bitte, diesen gleich in einen der weiteren Bauabschnitte zu reinvestieren.
erschienen in: Der Bote für Nürnberg-Land, 19.07.2015, Herausgeber: Medienverbund Nürnberger Land GmbH & Co. KG