Räume in schönen Häusern erleben

Zum zehnten Mal fanden die „Architektouren“ statt – Nur vier Objekte in Nürnberg

„Raum erleben“ hieß das Motto der zehnten „Architektouren“ der Bayerischen Architektenkammer am Wochenende.

178 Orte in Bayern standen den interessierten Bürgern offen – vier davon in Nürnberg. Während man Häuser, Kindergärten oder Kliniken, Villen und Wohnanlagen am Samstag bequem per Bus inklusive Führung erkunden konnte, war am Sonntag Eigeninitiative gefragt. Die Lokalredaktion hat drei der vier Nürnberger Objekte besucht.

Die elegante Haustüre der Villa in der Campestraße ist nur angelehnt, die Treppe wird noch geputzt. Drei Frauen und zwei Männer stehen schon um kurz vor zehn Uhr vor dem herrschaftlichen Haus. „Ich habe hier vor sechs Jahren meine Hochzeit gefeiert“, sagt Andrea Pongratz und schwärmt von dem schönen Oktobertag. Einige wohnen in der Nähe, haben sich schon immer für die schöne Villa interessiert. Andere wissen eine Menge. Dass das Haus von einem jüdischen Bankier namens Kohn erbaut wurde beispielsweise.

Als Architekt Mathias Hennig (blauhaus-architekten) schließlich verspätet auftaucht und zu erzählen beginnt, hat man sich schon warm geredet. 1955 kaufte die Gesellschaft Museum das Gebäude, ist immer noch Besitzer und Bauherr.

Viele erinnern sich noch an den schönen großen Park, der zur Villa gehörte, aber 1992 verkauft wurde, um überhaupt sanieren zu können. „Es hat überall hereingeregnet“, sagt Hennig. Auf zehn bis 15 Jahre wurde das Sanierungskonzept angelegt und 1995 begonnen. „Eine Dauerbaustelle“, fügt der Architekt hinzu und führt die rund 20 Männer und Frauen auf den Dachboden.

Im zweiten Stock hat eine Anwaltskanzlei ihren Sitz, unter dem Dach hat sich Hennig mit seinem Büro niedergelassen, und bald wird auch ins Erdgeschoss neues Leben einziehen. Nachdem zehn Monate lang mit Andree Köthe verhandelt worden war, machte der Sternekoch einen Rückzieher. Die „Tanzgalerie“ aus der Rieterstraße soll neuer Mieter werden. „Das passt auch gut zur Gesellschaft Museum“, findet Hennig.

Werbetrommel rühren

Die Objekte hat Brigitte Jupitz, Vorstandsmitglied der Bayerischen Architektenkammer, mit ausgewählt. Dass es in Nürnberg nur vier sind, findet sie schade. „Aber es haben sich einfach zu wenige angemeldet. Besucher hätten es auch mehr sein können“, sagt sie. Vielleicht war ein bisschen viel angeboten an diesem Wochenende in Nürnberg mit den Stadt(ver)führungen, die Massen anzogen. „Im nächsten Jahr müssen wir mehr die Werbetrommel rühren und auf keinen Fall während der WM die Architektouren laufen lassen.“

Die Bustour am Samstag ließ das Einfamilienhaus von Marion und Bernd Japp links liegen, war der Bauherr doch einen Tag zuvor aus den „Architektouren“ ausgestiegen – wegen Krankheit. Nur von außen können die rund 30 Leute am Sonntag das Haus in der Kriegsopfersiedlung Schniegling betrachten. Architekt Bernd Wöger versucht mit seinem Bauplan, Licht ins Dunkel zu bringen. „Ich hätte es so gerne von innen gesehen“, bedauerte Babette Hellmuth. Die 72-Jährige wohnt seit 1937 in der Siedlung und hat miterlebt, wie nach dem Abriss des Siedlungshäuschens der Neubau mit Pool entstand.

Keine leichte Aufgabe hatte Architektin Regine Bort bei der Generalinstandsetzung und Erweiterung des Kindergartens der Kirchenstiftung Heiligste Dreifaltigkeit in Langwasser. Das Ensemble mit Kirche, Turm, Pfarrhaus und Kindergarten stammt aus dem Jahre 1964 von dem bekannten Architekten A. Freiherr von Branca.

„Wir wollten sein Denkmuster miteinbeziehen aber etwas ganz anderes machen“, sagt Bort. Der Neubau zitiert formale Elemente, wie die weiß geputzten Wandscheiben und die unbehandelten Holzoberflächen im Innenraum des Altbaus. Die Kirche achtet auf gute Architektur, findet Regine Bort. „In Nürnberg wird einfach nicht so viel gebaut und auch weniger gefördert“, meint sie.

Quelle: Nürnberger Nachrichten

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