Neuer „Bunkerchef“ erhält das Erfahrungfeld
Hickhack mit Happy-End: Liegenschaftsamt verkaufte Hirsvogelbunker ohne Rücksprache mit Kulturreferat – Pläne für eine Senioren-WG
WÖHRD – Hickhack mit Happy-End beim Hirsvogelbunker: Das Liegenschaftsamt hatte die Immobilie ohne Rücksprache mit dem Kulturreferat an den Immobilien-Unternehmer Karlheinz Haltner verkauft.
Der neue Bunkerchef betont aber, dass die bisherigen Nutzungen erhalten bleiben – inklusive den Dunkelstationen des Erfahrungsfeldes zur Entfaltung der Sinne.
„Dunkelräume“ steht groß auf dem Transparent, das in der Mitte des langgezogenen, sandbraunen Gebäudes an der Hirsvogelstraße hängt. Ein Verweis auf die Dependance des Erfahrungsfeldes, das seit neun Jahren einen Teil des fensterlosen Komplexes nutzt, wo sich seit 1940 ein Luftschutzbunker befindet. Hinter den 1,10 Meter dicken Betonwänden ein idealer Ort, um ohne Tageslicht in einem Gang, zwei Cafés und an einer Torwand gezielte Erfahrungen im Dunkeln zu machen.
Doch als das Veranstalterteam vom Jugendzentrum, das zum Kultur- und Freizeitamt gehört, und vom Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbund wieder im Herbst routinemäßig alles klar machen wollte für die zehnte „Dunkel-Saison“ des Erfahrungsfeldes, stand man plötzlich vor einem großen Fragezeichen: Ein Mitarbeiter des Liegenschaftsamt teilte mit, dass der Ansprechpartner gewechselt habe, weil der Hirsvogelbunker (für eine sechsstellige Summe) verkauft wurde. Dass dieser Schritt ohne Rücksprache mit den Betroffenen innerhalb der Stadtverwaltung erfolge, erntete rathausintern gehörig Kritik.
Von einem „Kommunikationsproblem“ spricht der kommissarische KuF-Leiter Jürgen Markwirth. Dabei räumt Claus Fleischmann, Chef des Liegenschaftsamtes, unumwunden ein, dass der Fehler bei seiner Behörde lag. „Das wird so nicht mehr vorkommen“, verspricht Fleischmann, dessen Behörde inzwischen behilflich war, damit die Erfahrungsfeld-Zweigstelle weiter im Bunker bleiben kann.
Zumindest drei Jahre sind gesichert, obwohl die Miete „vertretbar“ etwas gestiegen ist. Das glückliche Ende des Hirsvogelbunker-Verkaufs hat viel mit dem neuen Eigentümer, der zum einen noch keine endgültigen Nutzungspläne hat, zum anderen aber von den Dunkelräumen sehr angetan ist. Im November feierte Karlheinz Haltner, der in den 90er Jahren bereits drei frei gewordene Bunker in Nürnberg umgebaut hat, mit Bekannten und Mitgliedern des Erfahrungsfeld-Teams eine private „Bunker-Party“, bei der die Gäste „durch die Bank begeistert von den Stationen waren“. Für Haltner ist die kulturelle Nutzung der drei Bunker-Etagen „kein Problem“, zumal die Bindung für den Katastrophenschutz eh erhalten bleiben muss: 678 Plätze sind hier für den Notfall vorhanden; stadtweit gibt es in Nürnberg laut Hochbauamt 18 130 „Schutzplätze“, die sich teils in privaten, teils in den 20 noch bestehenden Bunkern befinden, die überwiegend als Mehrzweckräume genutzt werden.
Drei Studenten
Der neue „Bunkerchef“ hat als erstes im Hirsvogelbunker die sogenannte Bunkerwart-Wohnung im südlichen Dachgeschoss reaktiviert, wo drei Studenten eine Wohngemeinschaft bilden. Für die acht Meter hohen Dachräume nebenan schwebt Karlheinz Haltner, bisher in Thon wohnend, eine architektonisch ansprechende Veränderung vor: Das steile Satteldach würde er am liebsten durch einen modernen Flachdach-Kubus mit viel Glas ersetzen. Dabei schwebt ihm „Wohnen auf dem Bunker“ vor und sogar ein Alterssitz für sich selbst, inklusive Senioren-WG mit zwei gleichgesinnten Ehepaaren.
„Das wäre ein Traum“, sagt Haltner, doch für die Verwirklichung will er sich Zeit lassen. Da er behutsam vorgehen will, kann seiner Ansicht nach auch das Erfahrungsfeld-Team in Ruhe planen.
Quelle: Nürnberger Stadtanzeiger