Kleinvieh braucht auch Platz
Herbert Sauerer sitzt in seinem Büro an einem ganz normalen Konferenztisch. An der Wand steht sein Schreibtisch mit Computer, zwischendurch piepst das Telefon. Das Geräusch vermischt sich mit dem Vogelgezwitscher aus dem Nebenraum. Die Vögel des Tierheims sind mit speziellen Lampen in einem ehemaligen Büroraum untergebracht. Dies ist einer der Gründe, weshalb das Tierheim Feucht Fördermittel des Freistaats beantragt hat. 1995 hatte die Landesregierung diese Förderung in Bayern abgeschafft. Anfang August letzten Jahres, auf das Drängen vieler Tierheime und des Deutschen Tierschutzbundes, wurde sie wieder ins Leben gerufen. "Wir sind sehr dankbar für diese Förderung", äußert sich Herbert Sauerer, erster Vorsitzender des Tierheims Feucht, "auch wenn es eher ein Tropfen auf den heißen Stein ist".
Das Tierheim finanziert sich hauptsächlich aus Mitgliedsbeiträgen, die normalerweise 30 Euro im Jahr betragen, es sei denn das Mitglied entscheidet von selbst, einen höheren Beitrag zu zahlen. Zudem bezieht es Geld aus Spenden, Paten- und Erbschaften. Eine weitere Einnahmequelle bildet die Aufnahme von Fundtieren, die in der Regel als Fundsache behandelt werden. Oftmals haben Fundbüros keine Kapazität, solche Tiere unterzubringen. Daher hat sich das Tierheim Feucht dazu bereit erklärt, auch diese bei sich zu beherbergen. Diese Leistung erbringen sie gegen eine kleine Entschädigung von 50 cent pro Einwohner der Gemeinde, in deren Einzugsgebiet sich das Fundbüro befindet.
Unter diesen Umständen kommt diese Förderrichtlinie für Tierheime, die auf einer Initiative Markus Söders aus dem Jahr 2018 beruht, dem Tierheim Feucht sehr entgegen. Über den Antrag wurden der Einrichtung 100.000 Euro zugesagt. Mit diesem Geld, sowie 30.000 Euro, die der Kreisausschuss bewilligt hat, will das Tierheim den Bau des 1,1 Millionen Euro teuren Kleintierhauses finanzieren. Trotz der hohen Summen die zur Verfügung gestellt werden, muss das Tierheim auf Rücklagen und weitere Spenden zurückgreifen. Wenn alles gut läuft, sollen die Arbeiten hierfür im Frühjahr beginnen. "Wir wissen, dass es sich um eine sehr hohe Summe handelt, von der sich einige fragen könnten, ob sie nicht zu groß ist", erklärt Carmen Hartwing, die Schatzmeisterin des Tierheims, "allerdings ist ein neues Kleintierhaus, oder überhaupt mal ein richtiges, notwendig".
Denn bisher hat das Tierheim nur einen Kleintierraum: das ist nicht nur mit dem Problem des Platzmangels verbunden. Wenn sie neue Kleintiere aufnehmen, bei denen der Gesundheitszustand unklar ist, gibt es keine Möglichkeit, sie in Quarantäne unterzubringen. Hierfür weicht man meistens auf die Quarantäneräume der Hunde oder Katzen aus. Zudem sind Kleintiere nicht einfach so vergleichbar. Während Hunde und Katzen ihre eigenen Räume haben, sind unter Kleintieren viele verschiedene Arten zusammengefasst Kaninchen, Meerschweinchen, Hamster und Vögel gehören alle dazu. Das bedeutet: egal ob tag- oder nachtaktiv, alle leben unter einem Dach. Nicht zuletzt befinden sich unter den Kleintieren auch Fressfeinde, wie zum Beispiel Frettchen und Kaninchen, die durch den engen Kontakt und Geruch unruhig werden.
Das neue Kleintiergehege soll etwa 360 Quadratmeter groß werden. Damit wäre nicht nur Platz für eine artgerechte Unterbringung, sondern auch für weitere Räume, die Ausweichmöglichkeiten bieten: In dem Plan ist zum Beispiel ein Multifunktionsraum verzeichnet, der als Notfallraum für alle Fälle dienen soll. So stand das Tierheim einmal vor der Lage, dass ein Schwein bei ihnen abgegeben wurde. Es war eigentlich als Geschenk an eine Braut zur Hochzeit gedacht. Sie hielt das Ferkel für einige Zeit in der Badewanne. Am Ende schloss sie es jedoch so sehr ins Herz, dass sie es nicht über sich brachte, es zur Hochzeit zu schlachten. Also wandte sie sich kurzerhand an das Tierheim in Feucht, wo man sich des Schweins annahm. Um für solche Eventualitäten in Zukunft besser gewappnet zu sein, ist der Multifunktionsraum unverzichtbar. Jedes Tier das zu dem Heim gebracht wird, das weder Hund noch Katze ist, soll zunächst dort untergebracht werden. Außerdem besteht die Absicht, Lagerräume und eine Küche zu schaffen, um dort Frischfutter vorzubereiten oder gekühlt aufzubewahren. Zusätzlich sollen die Kaninchengehege erweitert werden. Dadurch können sich diese künftig beim Saubermachen der Ställe in einem Außenbereich aufhalten, statt wie bisher im Flur.