Groß Gaglow / Cottbus - Mehr Platz für Beinprothesen und orthopädische Dienstleistungen
Orthopädie- und Rehazentrum Zimmermann in die Höhe expandiert
Als ein deutschlandweit erstmalig entwickelter Typus, in dem Orthopädietechnik und Rehatechnik in einem Gebäude vereint mit Präsentationsbereichen und Zonen für Patienten sowie Lager und Werkstätten integriert waren, wurde das Orthopädie- und Rehazentrum Zimmermann in Cottbus vor 14 Jahren neu errichtet.
Der damalige Bau am Cottbuser Seegraben wurde aus Stahlbetonfertigteilen, einer Flachgründung mit Punktfundamenten sowie Streifenfundamenten gebaut. Als zweigeschossiger Bau mit eingeschossigen Querriegeln präsentierte sich die Fassade in unterschiedlicher Art: Einerseits als Wärmedämmverbundsystem, andererseits als vorgehängte Leichtmetallfassade, Lerchenholzfassade, aber auch Pfostenriegelfassade in Aluminium. Im Innern wurde alles weitestgehend mobil gehalten - für die damaligen Anforderungen und einen Personalstand von 25 bis 30 Personen gedacht.
Die Expansion des Zimmermann-Teams ließ die orthopädischen Dienstleistungen mit dem Ende des alten Jahrtausends am Standort räumlich an ihre Grenzen stoßen. Es zeigte sich, dass dieser Bau den aktuellen Anforderungen nicht mehr entsprach, denn mittlerweile arbeiten 45 Mitarbeiter im Team. So entschied man sich nach gründlicher Analyse, das Gebäude aufzustocken.
„Dies war leichter gesagt als getan, denn beim Bauen 1997 bis 1999 war eine konstruktive Aufstockung nicht geplant, so dass das gesamte Tragwerk schon damals sehr ausgedünnt worden ist, um kostenoptimiert planen und bauen zu können”, erinnert sich Architekt Mathias Kreibich zurück. „Unser Büro wurde 2011 beauftragt, eine Analyse der funktionalen Abläufe, unterstützt durch das Reha-Team Zimmermann, durchzuführen. Durch intensive Mitarbeitergespräche erfassten wir die Nutzungen des ca. 1.600 qm großen Altbaus mit vielfältigsten Funktionen wie z.B. Lager, Rehabilitationstechnik, Technikräume, Gehschule, Verkaufsräume, Laufbandanalysen, Gipsräume sowie diverse Werkstätten von der Schuhmacherei bis zur Orthopädietechnik und Kunststofftechnik.”
Im Ergebnis wurde das gesamte Gebäude noch einmal überplant. Allerdings kam auf der Basis der vorhandenen Statik nur eine Lösung in Frage: ein Holzbau als Fertigteilsystem. Dabei musste das Planungsteam mit der Schwierigkeit fertig werden, die erheblichen Lasten von zusätzlichen 600 qm Bruttogeschossfläche mit einer Flächenlast zwischen 200 und 500 Kilo pro Quadratmeter bis in die Fundamente abzuleiten. Deshalb wurde in und um das bestehende Gebäude ein separates Stützensystem eingebaut, da der ursprüngliche Neubau sonst nicht in der Lage gewesen wäre, die Lasten abzutragen. Im Zuge dessen konnten gleichzeitig die notwendigen Umbaumaßnahmen im Erdgeschoss und ersten Obergeschoss durchgeführt werden.
Der Umbau erfolgte im laufenden Geschäftsbetrieb – für Mitarbeiter, Unternehmensführung und alle am Bau beteiligten Firmen eine besondere Herausforderung, den erheblichen Belastungen von Lärm, Staub und vermindertem Platz stand zu halten.
Mit den Umbauten und Aufstockungen wurde auch in den bestehenden Räumlichkeiten erheblich Platz gewonnen: Die Fläche der Rehawerkstatt im Erdgeschoss hat sich fast verdoppelt, ein zusätzlicher Raum für die Orthopädieschuhtechnik entstand. Der Gehschulbereich wurde erweitert und verfügt jetzt über eine Treppenrampenkonstruktion, die für den modernsten Prothesenbau notwendig ist. Die Orthopädietechnik befindet sich jetzt komplett in der ersten Etage, wodurch Abläufe wesentlich optimiert werden konnten.
Die Fassade zeigt sich heute in großen Teilen aus Glas, die Aufstockung aus Glaselementen und einem Putzsystem auf einer Holzfaserweichplatte. Doch nicht nur äußerlich hat sich das Rehagebäude verändert. Auch die Arbeitsbedingungen selbst haben sich wesentlich verbessert: Da der sommerliche Wärmeschutz vom ursprünglichen Basisbau nicht optimal war, wurde jetzt eine stark reflektierende Farbe aufgetragen, die die Aufheizung der Fassade reduziert. Das ganze Gebäude wurde energetisch auf den aktuellsten Stand gebracht und dank eines Blockheizkraftwerkes auch haustechnisch energetisch optimiert. Das neue Obergeschoss gliedert sich heute in vier Bereiche: den 220 qm großen OpenOffice Bürobereich mit perfekter Ost-West-Belichtung für 14 Arbeitsplätze, Archivbereiche sowie einen westlichen und östlichen Arbeitsbereich mit Besprechungsraum, Foyer, einem neuen größeren Aufenthaltsraum mit Küche, Terrasse und Konferenzraum. Dieser wird für unterschiedlichste Veranstaltungen und Seminare genutzt und ist mit modernster Technik ausgestattet. Er bietet zudem einen direkten Zugang auf die Südterrasse. Die Terrasse ist möbliert und wettergeschützt. Mit Blick ins Grüne befindet sich auf dieser Ebene auch der Pausenbereich, in dem die Angestellten ihre Mittagspause verbringen. Verpflegungs- und Aufenthaltsraum sind mit 50 Quadratmetern großzügig gestaltet. Besonderes Flair bietet die schöne sonnengeschützte Dachterrasse, auf der man nach getaner Arbeit oder in der Mittagspause relaxen kann!
Heute weiß Architekt Kreibich, dass ein so anspruchsvolles Projekt mit diesen Erweiterungen für Industrie- und Gewerbebetriebe nur durchführbar ist, wenn das gesamte Team am Projekt beteiligt ist: Aufgesplittet wie in Cottbus in einzelne Arbeitsgruppen, wie z. B. Rehatechnik, Orthopädietechnik, die Geschäftsleitung, die Administration. „Die genaue Bedarfsanalyse und detaillierte Absprachen mit den Mitarbeitern zu ihren Arbeitsplätzen, haben in wichtigen Teilen das Projekt zum Erfolg gebracht.”
Die notwendigen Arbeiten und Leistungen für Heizung, Sanitär, Elektrolüftung wurden von ortsansässigen Firmen durchgeführt. Sämtliche Aufträge, außer Holzbau, blieben in der Region Cottbus. Es gelang sogar, Firmen zu aktivieren, die den ursprünglichen Bau von 1997 bis 1999 durchgeführt haben.
Kostenoptimierung und statisches Fingerspitzengefühl waren während der gesamten Maßnahme das Gebot der Stunde. Obwohl die Planungszeit länger dauerte, konnte die Umsetzung in nur sechs Monaten bei laufendem Betrieb und unter Freihaltung der Rettungswege realisiert werden.
Quelle: Artikel Fachzeitschrift Bauen Wohnen Freizeit, Land Brandenburg, 20. Jahrgang, Heft 2 (111) Juni / Juli / August 2013