Filme laufen wieder
Meisengeige: Erst drohte das Aus, dann wurde saniert
Flauschigere Sessel, Rauchmelder und breitere Fluchtwege: Das Traditionskino Meisengeige stand vor dem Aus. Nicht zuletzt der öffentliche Druck führte dazu, dass es hier doch weitergeht. Die „Geige“ geht jetzt frisch saniert wieder an den Start.
Der Gastraum ist voll. Dabei hat das Kultkino mit Kneipe offiziell noch gar nicht geöffnet. Erst heute Nachmittag wird nach dreiwöchiger Sanierung wieder ausgeschenkt und Projektoren werden in Gang gesetzt. Es ist eine geschlossene Gesellschaft, die sich vom Umbau des Programmkinos ein Bild macht. Mit dabei: OB Ulrich Maly, der Leiter der Bauordnungsbehörde, Daniel Ulrich, und zahlreiche Medienvertreter. Eingeladen hat Kinomogul Wolfram Weber, der das kleine Lichtspielhaus am Laufer Schlagturm seit 1970 führt.
30 000 Euro hat Weber in de Umbau gesteckt, eine Nebensache. Der Grund für den gestrigen Medienrummel in dem kleinen Kino mit „düsterem Charakter“ (Maly) ist, dass es Ende September noch vor dem Aus stand (wir berichten mehrfach). Damit hätte das erste Programmkino Deutschlands dichtgemacht.
Rückblick: Wolfram Weber kündigte im vergangenen Sommer den Mietvertrag mit der Eigentümerin des denkmalgeschützten Gebäudes. Auslöser war eine Begehung mit Vertretern der Bauordnungsbehörde (BOB), die Mängel beim Brandschutz festgestellt hatten. Von 250 000 Euro Sanierungskosten war plötzlich die Rede, um die Auflagen zu erfüllen. Weber wollte das alleine nicht stemmen. Denn das Geschäft hat sich in den zurückliegenden Jahren wirtschaftlich kaum noch selbst getragen.
Die Medienberichte über das drohende Aus schreckten viele Bürger auf. Cornelia Bauer aus Rückersdorf hatte aber das „Gejammer“ über das nahende Ende bald satt. „Das half ja nichts und hätte die Geige auch nicht gerettet“, sagte sie. Sie startete eine Online- Petition, die bald rund 8000 Unterstützer zählte. Damit ging sie zu OB Maly. Auch er hätte das Aus bedauert, sagte er. Der öffentliche Druck wuchs, Maly und die BOB holten die Verhandlungspartner (Vermieterin und Kinobetreiber) an den Verhandlungstisch. Im Zuge der Gespräche stellt sich heraus, dass die angegebenen Sanierungskosten viel zu hoch angesetzt waren. Von 30 000 Euro war fortan nur noch die Rede. Von da an war die Meisengeige gerettet, Weber nahm die Sanierung und das Geld dazu in die Hand.
Was hat sich getan? Die Bestuhlung ist komplett ausgewechselt worden. Sie stammt aus den Beständen des Cinecitta. Im großen Kinosaal gibt es nicht merh 90, sondern nur noch 74 Sitzplätze. Die Zahl im kleinen Saal ist von 24 auf 16 geschrumpft. Die Auflagen gaben vor, die Fluchtwege zu verbreitern. Eingebaut wurden außerdem zwei Brandschutztüren, Rauchmelder und ein Hausalarm. Überdies ließ Weber den kompletten Boden mit Linoleum neu verlegen.
„Brutal investiert“
Die Aufregung um das Lichtspielhaus in den vergangenen Monaten hatte auch sein Gutes, so Weber. „Es kamen mehr Gäste, vor allem in die Kneipe.“ Er hofft, dass der Trend anhält, um die Sanierungskosten wieder reinzubekommen. Denn auch im Cinecitta habe er „brutal investiert“. 2,5 Millionen Euro waren es im vergangenen Jahr. Energiesparsysteme sowie neue Bestuhlung und neue Klangtechnik für die Kinosäle wurden angeschafft. „Pro Jahr zahlen wir im Cine 600 000 Euro alleine für Energie“, sagte er. Mit dem neuen Sparsystem seien es in Zukunft 200 000 Euro weniger. Geplant ist nun auch ein Blockheizkraftwerk, das die Kinostadt bald versorgen soll.
Ab heute hat die Meisengeige wieder ihre Türen offen.Weber: „Der Betrieb muss aber auf Dauer die Kosten decken“. Er ist optimistisch, erinnert aber zugleich an den Mietvertrag. „Es gilt der alte Vertrag. Den können beide Seiten relativ kurzfristig kündigen.“
am 28.3.2014 veröffentlicht in Nürnberger Nachrichten