Ein Architekt als Baumeister und Spurensucher
Mathias Kreibich hat sich mit seinem Unternehmen auf das mitunter schwierige Bauen im Bestand spezialisiert
Der Architekt auf der Baustelle: Mathias Kreibich hat sich auf Arbeiten an schon bestehenden Häusern spezialisiert. Dabei sieht er sich immer auch als Baumeister, Spurensucher und Problemlöser.
Erste Aufträge bekam der angehende Architekt Mathias Kreibich bereits im Studium. Mit einem Preisgeld finanzierte der gelernte Maurer dann vor 15 Jahren sein „blauhaus-büro für baukunst“, das sich früh auf das Bauen im Bestand spezialisiert hat und heute zehn Mitarbeiter zählt.
Arbeiten auf der Baustelle: Seit Jahren saniert Kreibich für die Gesellschaft Museum nach und nach das imposante Vereinsgebäude im Stil eines Rokoko-Schlösschens, das auch das Blauhaus beherbergt. Inzwischen ist der gebürtige Thüringer im Souterrain der Campestraße 10 angelangt.
„Eigentlich sollten wir nur die Abdichtung dieser Ebene instand setzen“, berichtet der 45-Jährige. Dabei sei ihm die Idee gekommen, den Außenbereich in Form eines barocken Stufentheaters zu gestalten. „Wir sind hier Architekten, Hausmeister und Mieter in einem“, erläutert das Vorstandsmitglied der Gesellschaft Museum.
Auch finanzielle Engpässe gilt es dabei immer wieder zu meistern. „Wir sehen uns verpflichtet, extrem auf die Investitionen zu schauen.“ Beispielsweise wurde im Treppenhaus des Prachtbaus von 1898 eine Natursteinverblendung, deren Ersatz zu teuer gekommen wäre, als Illusionsmalerei ausgeführt. Vor weitaus größere Probleme stellte Kreibich die Erweiterung eines Doppelhauses für eine private Arztpraxis.
„Viel unerwarteter kann es eigentlich nicht sein“, resümiert der Architekt. Denn bei eingehender Sichtung der Grundbücher und Pläne stellte sich heraus, dass durch das Grundstück eine funktionsfähige Hauptwasserversorgungsleitung verläuft, die nicht überbaut werden darf. „Die Träume der Frau von einer großen Erweiterung waren dahin. Sie hatte ein Grundstück mit einer unbekannten Nutzungsbeschränkung gekauft.“ Die Lösung bestand schließlich in einem dreieckigen, freischwebenden Anbau, der parallel zur Leitung verläuft.
Unkonventionelle Wege
Egal, ob es um zusätzlichen Platz für eine Praxis, ein Kinderzimmer oder eine Bibliothek geht, Blauhaus schlägt nicht nur bei Erweiterungen unkonventionelle Wege ein, sondern auch bei Sanierungen.
„Die Suche nach dem Kern ist eigentlich das Schwierigste“, sagt Kreibich. Beim preisgekrönten Umbau des Hotels Victoria habe zum Beispiel der Fund eines Silbergeschirrs das Team zum Konzept „Tradition trifft Moderne“ inspiriert, das nun konsequent das Haus durchzieht.
Ein Anliegen des Büros: Solche Elemente, die es wert sind, auch zu erhalten und den Bauherrn von einer Vernichtung abzubringen. „Ich sehe mich nicht als reiner Pflichterfüller“, sagt Kreibich. Wenn Auftraggeber und Architekt nach mehreren Gesprächen nicht zusammenfänden, müssten beide Seiten den Mut und die Verantwortung besitzen, die Verbindung nicht einzugehen.
Der Raum dient nur
Der 45-Jährige versteht sich folglich weniger als Designer denn als Baumeister, Spurensucher und Problemlöser – etwa für Menschen, die Unmengen von Büchern besitzen. Besonders begeistert ist Kreibich von der „Punktlandung“ bei der Konzeption einer Privatbibliothek für ein Nürnberger Ehepaar. In dem zweistöckigen Glasanbau sei das Buch das Kernthema, der Raum diene nur, erklärt Kreibich. So sind die raumhohen Bücherregale Fassade, Tragwerk und Möbel in einem.
Selbst die Projektbeschreibungen auf der Blauhaus-Homepage haben einen eigenen Charakter. Die Texte gehen nicht auf Größe oder Kosten der mehr als 400 bislang begleiteten Vorhaben ein, sondern erzählen Geschichten, die zum Beispiel mit dem Duft in einer Lebküchnerei beginnt.
Geleitet von solchen Sinneseindrücken versuchten die Bestands-Experten dann, Gesamtkonzepte zu entwerfen, die mindestens einer Generation gerecht würden, erklärt Kreibich. Die Qualität werde bei Blauhaus schwerpunktmäßig in der Bauleitung gelegt. Denn: „Sobald drei Handwerker auf einer Baustelle sind, ist Führung und Beratung notwendig“, weiß der Architekt. Er und sein Team sind darum möglichst viel vor Ort, um Vorstellungen deutlich zu machen und bei Bedarf Korrekturen einzufordern.
Quelle: Nürnberger Nachrichten