Eigentümer sanierten mit viel Herzblut und Liebe zum Detail, Teil 2

Ehemaliger „Schandfleck“ erstrahlt in neuem Glanz

Von der Grabstätte bis zur Villa: Der Bezirk Mittelfranken hat in Nürnberg zehn historische Objekte für besondere denkmalpflegerische Leitungen prämiert. Nachdem wir gestern sechs Bauwerke im Norden Nürnbergs und in der Altstadt gezeigt haben, blicken wir heute in den Süden.

Tafelhof, Rangierbahnhof, Nibelungenviertel und St. Peter - hier befinden sich die vier prämierten Objekte. Das Gebäude am Frauentorgraben 29 ist bekannt: der Deutsche Hof. Das Bauwerk in Tafelhof wurde nach Plänen des Architekten und Nürnberger Stadtrates Hans Müller 1912/13 als Clubhaus für den Verein "Lehrerheim" errichten. Ab 1927 residierte Adolf Hitler regelmäßig im "Deutschen Hof", der 1936 an die NSDAP verkauft wurde. Im Zweiten Weltkrieg wurden die zugehörigen "Lessingsäle" stark beschädigt, das Hotel verlor den Dachstuhl und sein oberstes Geschoss.

Das ursprünglich im Neorenaissancestil gestaltete Sandsteingebäude, dessen Zierrat nach Übernahme durch die Nazis bereits reduziert war, wurde nach dem Krieg mit einem schlichten Dachstuhl wieder aufgebaut. Nach der Schließung 2014 erwarb acht Jahre später der jetzige Eigentümer das Anwesen. Aufgrund erheblich Schäden wurden die Lessingsäle abgebrochen und durch Wohnbebauung ersetzt. Das Denkmal, das ehemlige Hotel "Deutscher Hof" wurde saniert und seine historische Dachform wiederhergestellt. Auf die beiden Treppenhäuser und Vestibüle wurden bei der Restaurierung besonderes Augenmerk gelegt. "Nachdem das Gebäude viele Jahre als Schandfleck galt, hat seine Wiederherstellung zu einer Aufwertung der Lessingstraße und einer erheblichen Bereicherung des Stadtbildes gegenüber der historischen Stadtmauer geführt", steht in der Begründung.

Das nächste Bauwerk, ein Pfarrhaus (1912/13 errichtet), liegt in der Zengerstraße 12, nahe der katholischen Kirche St. Willibald, , die ein prägendes Element in der denkmalgeschützten Rangierbahnhofsiedlung ist. "Das Äußere hat sich sehr zum Positiven hin verändert durch die Neueindeckung des Daches, die Überarbeitung der Sandsteinbereiche, die Auffrischung des Anstrichs sowie durch die Wiederanbringung von Fensterläden", heißt es. "Die Anstrengungen der Gemeinde haben dem Gebäude seinen ursprünglichen Glanz neben dem Kirchenbau zurückgegeben."

1923 entstand im Nibelungenviertel neben vielen weiteren Villen auch das Wohnhaus für den jüdischen Pinselfabrikaten Hugo Guckenheimer in der Hertastraße 6. Der Bau nach einem Entwurf des Nürnberger Architekten Matthias Billmann, "ist ein qualitativ wertvolles Beispiel der Reformarchitektur und für gehobenes wohnen der 1920er Jahre, steht in der Begründung. Ziel der Sanierung war es, das Einfamillienhaus zu einem Dreiparteienwohnhaus umzugestalten - ohne den wertvollen Bestand zu schmälern. "In enger Abstimmung mit den Behörden konnte die wertvolle Ausstattung bis ins Detail aufgearbeitet werden", heißt es. "Ergänzungen wie eine Haustüre mit gläsernem Windfang, fügen sich hervorragend ein."

Das sogenannte Hammerbacher-Grab befindet sich auf dem Friedhof St. Peter, Schloßstraße 9. Ein Obelisk aus Basalt ziert das Mehrfachgrab. Es ist eingerahmt von einem Gusseisengitter aus der Nürnberger Maschinenfabrik Johann Wilhelm Spaeth, eine der wenigen noch erhaltenen Arbeiten aus der Fränkischen Maschinenfabrik.

Die Grabanlage wurde im Krieg beschädigt. Die jetzigen Eigentümer, die letzten direkten Nachfahren von Johann Wilhelm Spaeth, haben sie grundlegend sanieren lassen. Das Monument erinnert an den Maschinenbauer Johann Wilhelm Spaeth, einen Wegbereiter des Industriezeitalters in Nürnberg, so wie an seinem Schwiegersohn Johannes Falk. In deren Fabrik am Dutzendteich wurde die erste Deutsche Eisenbahn, der Adler, zusammengebaut. Das Grab wurde für die Familie Hammerbacher (Tochter von Falk) als dritte Generation dieser Dynastie angelegt.

CLAUDIA BEYER, Nürnberger Stadtanzeiger, 29.03.2018, Seite 35

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