Der Titel „Knusperhäuschen des Jahres“ geht an …
Architekten gestalten Gebäude aus Lebkuchen: Passend zur Jahreszeit wurde der Preis „Eat Art 2008“ vergeben
Um den inoffiziellen Titel „Knusperhäuschen des Jahres“ ging es bei „Eat Art 2008“ - einem Designwettbewerb der nicht ganz ernstgemeinten Art, der zum ersten Mal in Nürnberg veranstaltet wurde.
Den Titel „bestriechende Ausstellung“ bekommt die Schau vom Stand weg verliehen: Wer die Geschäftsräume von Bayern Design in der Luitpoldstraße betritt, hat sofort Weihnachten in der Nase. Es duftet lecker nach Pfefferkuchen und Gewürzen. Die Gründe dafür stehen fein säuberlich an der Wand entlang aufgereiht, sind kunstvoll beleuchtet und machen Appetit auf … äh, mehr. Doch die Knusperhäuschen sind nicht zum Verzehr gedacht, sondern Einreichungen zum Lebkuchenhauswettbewerb „Eat Art 2008“.
Wahl aus 23 Entwürfen
Die Ausschreibung für den Architekturwettstreit der etwas anderen Art – initiiert von einer österreichischen Büromöbel-Firma – kam etwas kurzfristig erst im November. Wer sich spontan anmeldete, bekam drei riesige Soßenkuchenplatten (Maße: immerhin 41 mal 50 Zentimeter) überreicht, die als Baumaterial dienten. Gerade mal drei Wochen blieben Zeit um sich ein (essbares!) Objekt auszudenken und dieses im Modell zu bauen. Zwischen 23 Entwürfen musste sich die Jury am Ende entscheiden – und bewertete vor allem Kreativität und Pfiffigkeit.
Dass Lebkuchenhaus nicht gleich Lebkuchenhaus ist, zeigt die Schau auf den ersten Blick: Die klassische Hexenhütte kommt hier wahlweise als moderner Wohnwürfel, als Wolkenkratzer oder im strengen Block-Ensemble, im Old-school-Toilettenformat, als Backofen, als farbenprächtige Moschee oder als kongeniale Lebkugel, mit der die Baiersdorfer Architektin Susanne Novak am Ende auf dem ersten Platz landete.
Selbstverständlich muss sich ein Knusperhaus im Jahr 2008 auch aktuellen Fragen stellen, zum Beispiel der nach einem Energiepass. Trotz 24 Türen verfüge sein puristischer Leichtbau über hohe Wärmespeichereigenschaften, betont einer der ausführenden Architekten auf seinem beigelegten Konzeptzettel.
Erotischer Klangraum
Ein Kollege hingegen hat ganz auf herkömmliche Formen verzichtet und einen Entwurf eingereicht, der weniger an ein Haus denn an einen handelsüblichen Flachbettscanner für den heimischen PC erinnert. Der Clou: Zieht man an der Schnur, die vorne aus dem Teigbau heraushängt, und presst sein Ohr auf den Teig, dann hört man die im Inneren versteckte Spieluhr spielen – eine Variante („Erotischer Klangraum“), die der Jury immerhin einen Sonderpreis wert war..
Quelle: Nürnberger Nachrichten