Nürnberg, Hertastraße 6
Denkmalpflege in Mittelfranken 2017
1923 entstand im Nürnberger Nibelungenviertel neben vielen weiteren Villen auch das repräsentative Wohnhaus für den jüdischen Pinselfabrikaten Hugo Guckenheimer. Dessen gleichnamige Firma stellte die damals bekannten " Victoria Rasierpinsel" her.
Der Entwurf stammt vom Nürnberger Architekten Matthias Billmann (1889-1965), der sich vor allem durch Hotel- und Villenbauten hervorgetan hatte. Sein Bau ist ein qualitativ wertvolles Beispiel der Reformarchitektur und für gehobenes Wohnen der 1920er Jahre. Ebenso repräsentiert die anspruchsvoll gestaltete und nobel ausgestattete Villa Lebens- und Wohnkultur der für das Nürnberger Wirtschaftsleben wichtigen Gesellschaftsschicht der Industriellen.
Der zweigeschossige, massive Putzbau besitzt Walmdach, Zwerchhaus und Wintergarten. Auffällig ist der einladende Portikus mit Balkonbrüstung. Bei seinen Dreiecksgauben und auch an der Gestaltung der Haustüre zeigt sich der Einfluss des Expressionismus.
Neben dem äußeren Erscheinungsbild hat sich auch die bauzeitliche Binnengliederung der Villa weitgehend erhalten. Bis heute ablesbar ist das repräsentative Raumkonzept im Erdgeschoss mit seiner historischen Ausstattung und Ausgestaltung. Hier sind etwa ein mächtiger Kamin sowie Holzausstattung wie Lambrie, Türen mit geschliffenem Glas, Heizungsverkleidungen oder Parkettböden ebenso wie Fenstergitter oder kassettierte Stuckdecken überliefert.
Ziel der jüngsten Sanierungsmaßnahme war es, das ursprüngliche Einfamilienhaus zu einem Dreiparteienwohnhaus umzugestalten, ohne den wertvollen Bestand zu schmälern, Im Erdgeschoss wurde hierfür sehr sensibel ein Badezimmer in einem Nebenraum eingerichtet, das neu ausgebaute Dachgeschoss erhielt neue Dachgauben. In enger Abstimmung mit den Behörden konnte die wertvolle Ausstattung bis ins Detail sorgfältig aufgearbeitet werden. Neue Ergänzungen, wie etwa eine seitliche Haustüre mit gläsernem Windfang, fügen sich hervorragend in den Bestand ein.
Kim Keller/Julia Krieger
Denkmalpflege in Mittelfranken, Verlag Delp + Medien GmbH, Bad Windsheim, 2018, S. 122 f