Regisseur beklagt das langsame sterben des Programmkinos

Meisengeige: Initiative zum Erhalt des Kultkinos hat bereits mehr als 7000 Unterstützer- OB Ulrich Maly hofft auf gemeinsame Lösung

Oberbürgermeister Ulrich Maly gibt sich zuversichtlich, was ide Zukunft des von der Schließung bedrohten Kultkinos Meisengeige angeht. Filmemacher wie Dario Aguirre beklagen indes das deutschlandweite Sterben der Programmkinos.

Der kniende Elvis auf einem Bild über dem Tresen hat schon Generationenvon Gästen in der Meisengeige ratlos zurückgelassen. Dass es eine Szene aus dem Film „Acapulco“ (1963) zeigt, ein Stoßgebet des singenden Schauspielers wenige Sekunden vor seinem gefährlichen Klippensprung, weiß heute kaum noch jemand. Doch hier in der Kneipe des Kultkinos hat das kitschige Gemälde nur einen Zweck: Es dient als Persiflage eines Filmgenres, das sich durch seichte Filmhandlungen auszeichnet.
In so einer Umgebung fühlt sich einer wie Dario Aguirre wohl. Der Regisseur sucht für seine Dokumentarfilme solche Programmkinos gezielt auf. Sein prämierter Streifen „Cesar Grill“ ist jetzt in 16 Städten angelaufen, unter anderem in der Meisengeige. Hier sucht er auch das Gespräch mit dem Publikum; die erste Vorstellung am Samstagabend ist mit neun Gästen jedoch nicht so gut besucht.

„Die einzige Nische“
Der 34- Jährige aus Ecuador hat vom drohenden Ende der Meisengeige gehört. „Das ist traurig, in Deutschland kämpfen immer mehr Programmkinos ums Überleben oder sie schließen.“ Aguirre will wie viele andere Arthouse- Regisseure einen Bildungsauftrag erfüllen. Dafür brauchen sie aber den passenden Ort. „Programmkinos sind die einzige Nische, die wir haben. Wenn man sich nicht um sie kümmert, stirbt ein Teil der deutschen Identität“, sagt er.
Ob und wie es mit der 43 Jahre alten Kinokneipe am Laufer Schlagturm weitergeht, wird sich zeigen. Auf Anfrage betont OB Maly, er sei „vergleichsweise entspannt“. Nach einem Gespräch mit Betreiber Wolfram Weber geht das Stadtoberhaupt davon aus, dass beim vereinbarten „runden Tisch“ Anfang November mit allen Beteiligten bei der Bauordnungsbehörde (BOB) gemeinsam eine Lösung gefunden wird. Nach Rücksprache hofft Maly, dass „alle mit gutem Willen an die Sache herangehen“.
Wie viele, kann er den angeblichen Sanierungsaufwand von 250 000 Euro nicht nachvollziehen. Diese Kosten hatten – wie mehrfach berichtet – fast zum Aus am 31. Oktober geführt. Verlangt werden zwar sicherheitstechnische Verbesserungen, die insgesamt aber moderat seien, so Maly.

Der OB hat im Übrigen von Wolfram Weber erfahren, dass dieser seit der Begehung im Juni zum Einlenken beim Beheben der Kritikpunkte bereit gewesen sei. Offenbar danach eine längere „Kommunikationspause“ zwischen Eigentümer und Betreiber. Dessen Ziel laute jedenfalls, die Meisengeige „wirtschaftlich kostendeckend zu führen“.

Aus dem Kreis des Kneipenteams ist der Wunsch laut geworden, die Gaststätte künftig wieder früher zu öffnen und das gastronomische Angebot zu verbessern. Mehr als 7 000 Unterstützer haben sich inzwischen bei einer Onlinepetition für den Erhalt der „Geige“ eingesetzt. Weiterhin kursiert auch die Idee, dass das Kino von einem Trägerverein geführt werden könnte.
In einer weiteren Pressemeldung zeigt sich Wolfram Weber „froh über die positive Rückmeldung der städtischen Bauordnungsbehörde“. Weber erklärt weiter: „Gerne bringen wir auch hier unsere Erfahrungen und Ideen als Bauherren ein.“ In der Vergangenheit habe habe er immer gemeinsam mit der Eigentümerin eine Lösung gefunden.

Quelle: Nürnberger Nachrichten, vom 7. Oktober 2013

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