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Pause vom Reissbrett

Mathias Kreibich schätzt kreative Plauderrunden

Ob ganz zufällig oder auf Verabredung, beim Stadtbummel oder in einer Arbeitspause – bei einem Espresso, Cappuccino oder Latte Macchiato, kommen Menschen leicht ins Plaudern. Den Architekten Mathias Kreibich treffen wir im Studio seines Büros „blauhaus“ unter dem Dach der eleganten Villa der Gesellschaft Museum in der Campestraße.

Wo man hinblickt, wachsen Mauern in die Höhe. Wer baut hat Mühe Handwerker zu finden. Goldene Zeiten – auch für Architekten?

Kreibich: Das kann ich gar nicht so beurteilen. Denn ich beschäftige mich vor allem mit Projekten, die etwas aus dem Rahmen fallen. Im Büro- oder Geschosswohnungsbau mische ich weniger mit – da weiß man ja oft schon vorher, wie das aussieht. Aber es bleibt zum Glück noch einiges übrig, was nicht „von der Stange“ geplant wird.

Woran tüfteln Sie zurzeit?

Kreibich: Mich persönlich interessieren vor allem Projekte, bei denen nicht schon von Anfang an alles festgelegt, sondern nur ein grobes Ziel vorgegeben ist, Dann gilt es, alles behutsam und möglichst gemeinsam zu entwickeln. Ein Schwerpunkt unseres Büros liegt auf Vorhaben, bei denen der Denkmalschutz eine zentrale Rolle spielt. Da ist fast alles maßgeschneidert und nichts bloß reproduziert. Den Bezug zur Geschichte hatte ich aber schon vor meiner Diplomarbeit über das Reichsparteitagsgelände.

Auf welchen Bautafeln ist „blauhaus“ zu finden?

Kreibich: Wir betreuen gerade die Restaurierung von drei Fachwerkhäusern in Fürth, die einst in jüdischem Besitz waren. Oder die behutsame Sanierung des früheren Domizils eines Pinselfabrikanten. Viel Zeit und Kraft stecken wir in das Gemeindezentrum von St. Anton in Gostenhof – das ist sehr komplex, weil die bestehende Struktur ergänzt und erweitert werden soll. Daneben läuft aktuell zum Beispiel die Planung für ein neues Tierheim in Feucht.

Mit einem eigenen Büro haben Sie sich vor ziemlich genau 20 Jahren selbständig gemacht. Die Welt hat sich schwer verändert – auch die Welt des Bauens?

Kreibich: Ich habe den Eindruck, dass es immer weniger Auftraggebern wirklich auf Qualität ankommt. Das ist natürlich Schade – nicht, weil unsere Zunft davon lebt, sondern weil es um die Gestaltung unseres Lebensumfelds geht, also auch um Lebensqualität. Was dagegen heute meistens ins Gewicht fällt, sind oft nur noch die Kosten und die Einhaltung von Terminen.

Was war Ihr allererstes größeres Projekt? Können Sie es heute noch guten Gewissens ansehen?

Kreibich: So einen Auftrag vergisst man natürlich nicht. Auch damals ging es bereits um ein Anwesen unter Denkmalschutz, nördlich der Burg. Schon aus Ehrgeiz, und um etwas vorweisen zu können, habe ich damals all meine Kraft in das Projekt gesteckt – und kann auch im Rückblick sagen: Ich würde nichts anders machen.

Für Ihr Büro haben Sie sich ja ebenfalls gediegene Räume in einer noblen Villa aus der Belle Epoque an der Campestraße ausgesucht. Deren Stil passt doch gar nicht zur Anspielung auf das Bauhaus im Büronamen „blauhaus“.

Kreibich: Aber ich schätze die Lage und die Räume sehr, ich finde sie einfach inspirierend. Auf die Villa, die der Gesellschaft Museum gehört, bin ich übrigens eher durch Zufall gestoßen. Ich suchte damals einen schönen Raum für eine private Feier – so kam ich mit dem Wirt im Erdgeschoss in Kontakt. Nach einigem Hin und Her durfte ich alles umgestalten. Zum Glück hat das damals auch die Eigentümer überzeugt. Dass unser Büro hier einziehen würde, ahnte ich damals noch nicht.

Und jetzt lassen Sie – mit Mitarbeitern, Kollegen, Freunden und anderen Gästen – die alte Salon-Tradition wieder aufleben.

Kreibich: Ja, so eine Plattform für zwanglosen Austausch über Fragen unserer Gesellschaft, über unser Selbstverständnis, unsere Verantwortung und en Geschmack habe ich mir immer gewünscht. Das Nachdenken ohne direkten Bezug zu bestimmten Projekten und ohne Zusammenhang mit Beruf und Position kommt bei uns zu kurz. Aber es passt ausgezeichnet hierher, weil wir damit an die Tradition der Lesezirkel anknüpfen. Zu denen gehörte auch die Gesellschaft Museum.

Interview: Wolfgang Heilig-Achneck
Erschienen am 19.11.2014

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