Kathedrale im Forst

Welpenhaus des Tierschutzvereins vereint unterschiedliche Funktionen

Über diese scharfkantige Kathedrale mitten im Erlenstegener Steckerleswald ist viel Häme ausgegossen worden. Im Oktober letzten Jahres eröffnet, wurde das neue Welpenhaus des Tierheims an der Stadenstraße bereits im Rohbau als protziger Prunkbau empfunden.

Eine Kritik, die sich vor allem an den Baukosten von 1,3 Millionen Euro festmachte, die selbst ausgewiesene Tierfreunde nach Luft schnappen ließen. Dabei ist der mit auffällig lackierten Holzfaserplatten in Dunkelgelb und Rostrot verkleidete Bau weit mehr als nur ein Haus für Welpen: Er hat im Obergeschoss einen mit viel Holz und Glas recht freundlich gestalteten Veranstaltungsbereich mit großem Saal, Konferenzzimmern, Cateringküchen und zwei Terrassen mit Blick auf den Wald.

Doch das sind zwei Funktionen, die nichts miteinander zu tun haben: hier hygienische, gut zu reinigende Tierkojen und Käfige, dort Räume für fröhliche Geselligkeit. Aufgaben, die man sich in säuberlich getrennten Gebäuden untergebracht gewünscht hätte, an denen im Idealfall ablesbar wäre, was sie beinhalten.

Die gewählte Lösung (blauhaus Architekten, Nürnberg) am äußersten Ende der Stadenstraße ist eine andere, eine schwierige. Eine blaue Schiebewand im verglasten Foyer schirmt die im Erdgeschoss liegenden, gläsernen Kabinen der empfindlichen Jungtiere ab, wenn Geburtstags- oder Hochzeitsgäste kommen.

Kühler Bau

Das ist eine Koexistenz, die sich im Alltag erst noch bewähren muss. Das legitime Ziel des Tierschutzvereins, verwaiste Welpen und junge Katzen endlich zeitgemäß unterzubringen und gleichzeitig mit der Vermietung des Obergeschosses Geld zu verdienen, könnte von dieser Architektur durchaus konterkariert werden. Atmosphärische Wärme, die festliche Gesellschaften schätzen, will sich in dem kühlen Bau nicht recht einstellen. Allerdings, mit den verschachtelten Altbauten des Tierschutzvereins nebenan müsste jeder Entwurf leben, daran ist nichts zu ändern.

Von außen gibt sich das Haus monolithisch, mit seinen angeschrägten dunklen Glasflächen, hinter denen sich Fenster verstecken, den gegeneinander gekippten Bauteilen und dem aufgemotzten Entree wirkt dieses Welpenhaus wie der beziehungslos in der Landschaft gestellte Zweckbau eines Gewerbegebiets. Kein Hauch von Bescheidenheit zeichnet es aus, mit seiner idyllischen Umgebung mitten im Forst nimmt es keinerlei spürbare Verbindung auf. Auch das fehlt.

Quelle: Nürnberger Stadtanzeiger

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