Kahlschlag für Wohnanlage „Campe-Park“

„Jetzt haben s´ sogar die Magnolienbäume gefällt“

Die Tage des 3700 Quadratmeter großen Campe-Parks als grüne Lunge und weitläufiger Freisitz für die Gäste des Villen-Restaurants „Gesellschaft Museum“ sind gezählt. Bauvorbereitende Baumfällmaßnahmen sind bereits durchgeführt, mit dem ersten Erdaushub wird voraussichtlich noch im Mai dieses Jahres begonnen.

Stellen Sie sich vor“, empört sich Helga Hipper aus der benachbarten Wielandstraße, „jetzt haben s´ sogar die Magnolienbäume gefällt!“ Die junge Mutter wohnt erst seit zwei Jahren in diesem Viertel. Tatsächlich werfen derzeit die Bauarbeiten an dem Wohnanlagen-Projekt der Luxusklasse an der Ecke Campe-/Frommannstraße ihre Schatten voraus.

In enger Abstimmung mit dem Umweltamt der Stadt Nürnberg, so Projektleiter Markus Kestler, habe man in den vergangenen Tagen einzelne Bäume, darunter botanisch wertvolle Magnolien, entfernen müssen. „Was ist wichtiger“, wägt der 33-jährige Prokurist ab, „eine Feuerwehrzufahrt oder ein alter Baum?“ Im Übrigen würden nach Abschluss der Bauarbeiten Ende des nächsten Jahres viele Bäume und Sträucher neu gepflanzt, „darunter rund um den Brunnen selbstverständlich auch drei neue Magnolien“.

Der sich in Kürze in eine Baugrube verwandelnde Park gehört zu einer um 1900 erbauten Villa im Rokoko-Stil, die nach dem Krieg der heute rund 350 Mitglieder zählenden Verein „Gesellschaft Museum“ gekauft hat. Wie in den Nürnberger Nachrichten bereits berichtet, sollte das an die dreigeschossige Villa angrenzende Parkgrundstück bereits 1994 für einen geplanten Hotel-Neubau verkauft werden. Das Projekt scheiterte damals an der Finanzierung.

Mit dem Erlös des zunächst auf 99 Jahre befristeten Erbpachtvertrags – Bauträger ist Koch-Invest aus Nürnberg – will der Verein unter Vorsitz von Peter Link den Erhalt der Rokoko-Villa sichern. „Allein für die Renovierung von Dach und Fassade liegt mir ein Kostenvoranschlag in Millionenhöhe vor“, so der 58-Jährige, von Beruf Leitender Polizeidirektor. Man habe sich im Verein (Schwerpunkte: Tennis und Bridge) „schweren Herzens“ entschlossen, den Park abzutreten, um wenigstens die Villa vor dem Verfall zu retten.

Die gezielten Baumfällarbeiten, von denen die Anwohner im Vorfeld mittels Postwurfsendung der Campe-Park-Projektgesellschaft (Info-Telefon 93525316) unterrichtet worden sind, leiten nun endgültig die Überbauung der Wald- und Rasenfläche ein. Die Baugenehmigung wurde am 3. Februar dieses Jahres erteilt.

Entstehen werden drei Häuser mit insgesamt 25 Eigentumswohnungen und vier Büros. Für die künftigen Bewohner des „Campe-Parks“ werden darüber hinaus eine Tiefgarage und Auto-Stellflächen im Außenbereich geschaffen. Wohnungen und Büros für Quadratmeterpreise von bis zu 5500 Mark sind nach Auskunft der Projektleitung bereits seit Februar im Verkauf.

Helga Hipper aus der Wielandstraße – und mit ihr noch einige andere Nachbarn des Park-Areals - „wollen sich das Ganze jetzt erst mal in aller Ruhe ansehen“. Es gebe viele Diskussionen in der Nachbarschaft, manche Mieter der umliegenden Straßenzüge trügen sich bereits mit Abwanderungsgedanken. „Machen kann man ja nichts mehr dagegen“, sagt die junge Frau enttäuscht, „aber es ist unendlich schade, dass das grüne Biotop mit seinen Pflanzen, der blühenden Wiese und den munteren Eichhörnchen zerstört wird.“ Das einzig Positive für die Nachbarin: In ihrer Wohnung werden in Kürz Schallschutzfenster Richtung Campe-Park eingebaut.

Quelle: Nürnberger Anzeiger

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