Humboldtstraße 114-118, Nürnberg

Geschäftshaus Sanierung von 18 Wohnungen, 2 Veranstaltungssälen und 1 gastronomischen Fläche

„Humboldt überschüttet uns mit geistigen Schätzen“ fabulierte J. W. von Goethe über den Wissenschaftler, der sich hier in Franken Anfang des 19. Jahrhunderts mit dem Bergbau beschäftigte.

Betritt man heute in Nürnberg die Humboldtstraße, eine begrünte Gründerzeitstraße in einem lebendigen Wohngebiet, das hundert Jahre nach Humboldts Aufenthalt in Franken gebaut wurde, so steht man unvermittelt vor einem imposanten Gebäudekomplex – den sogenannten Humboldtsälen – unsere architektonische Herausforderung.

So schaue ich – Mathias Kreibich / Inhaber von blauhaus Architekten BDA – auf diese imposante Fassade, die mich unwillkürlich wieder in Gedanken ins Humboldtsche Berlin führt. In die Oranienburger Straße – zur Jüdischen Kathedrale, die ebenso den gesamten Straßenraum mit ihrer städtebaulichen Ausprägung besetzt. In Nürnberg ist es diese fulminante Giebelbekrönung, die an eine aufgehende Sonne erinnert, fest geerdet und gehalten durch ein massives Sockelgeschoss – den legendären Humboldtsälen – steinmetzmäßig künstlerisch gearbeitet aus dem Nürnberger Burgsandstein in überwiegend warmen Rottönen.

Bei dem Blick auf das Gebäude empfinde ich immer wieder Respekt vor der Kunst des Fügens, vor den Fähigkeiten der Handwerker und der Ingenieure. Mich beeindruckt das Wissen der alten Nürnberger Meister über die Herstellung von Dingen. Darum versucht mein auf Bauen im Bestand spezialisiertes Team diesem Wissen gerecht zu werden. Das Können wird herausgefordert und spornt uns zu Höchstleistungen an.

Denn nur die Verbindung aus alten Qualitäten und dem neuen Können schafft Vertrauen für die neuen Besitzer und Nutzer. Dieses Vertrauen, dass aus dem Vergangenen, dem „humboldtschen Schätzenswerten“ in das Zukünftige weist. Über das Zukünftige konnten wir uns in den letzten Wochen, angespornt das Bestmögliche aus dem Projekt zu kreieren, Gedanken bei den maßlichen und technischen Bestandsaufnahmen machen.

Mein erster Eindruck: Hervorragende Bausubstanz, gut proportionierte Wohnungen mit hohem modernen Grundrissoptionen, fantastische Blicke aus den unveredelten Dachräumen, die in Teilen bis zu neun Meter hoch sind. In den Humboldtsälen soll, so hörte ich, die Musik der 20-iger Jahre erklungen sein. Wirklich lebendig wurde dann diese Erinnerung, als ich im Stadtarchiv Nachlässe sichtete und Eintrittskarten gedruckt von 1926 für die „Humboldt-Säle“ fand.

Es bleibt spannend, denn wir sind immer noch auf der Suche nach Bildern vom Innenraum der Säle. Ich glaube aber, dass nur die alten Nürnberger helfen können, die bis zum Krieg hier geheiratet, gefeiert und getanzt haben.

Wir sind offen für alles, was ein öffentlicher Aufruf an die Bevölkerung bringt, denn der „Schatz“ soll im Sinne von Humboldt behutsam gehoben werden.

Wir halten Sie auf dem Laufenden.

Quelle: Project Portfolio Report 1.08

Hinweis: blauhaus hatte einen Auftrag zur Instandsetzung des Humboldtpalais.

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