Hinein ins Blaue - Ein Imagefilm entsteht
Architekten, Filmemacher und Agenturen haben oft die gleiche Ausgangslage: Sie stehen vor einem Nichts. So standen wir zusammen eine Nacht lang in einer große Halle voller Nichts und waren uns nach vielen Stunden sicher, etwas Einzigartiges geschaffen zu haben.
Ein Filmdreh, schon die Vorbereitung dazu, besteht aus vielen kleinen Momenten, die klar werden lassen, ob das Projekt von Erfolg gekrönt ist. Das bedeutet in diesem Fall: Ob am Ende ein blauhaus-Film entsteht, mit dem sich alle blauhaus-Architekten identifizieren können. Doch was bedeutet Identifikation? Es galt, die Idee von blauhaus zu erkennen, herauszuarbeiten, was die Stärken der einzelnen Menschen sind, welche Philosophie blauhaus zu Grunde liegt. Wir hatten uns ein Konzept überlegt. Viele Bilder, Außendrehs, Architektur im Gegenlicht, stolze Bauherren in Anzügen. Als wir bei der ersten Drehbesprechung mit Mathias Kreibich zusammensaßen, erzählte er uns eine Geschichte. Danach änderten wir alles.
Wie in der Bibel: es beginnt mit der Schöpfung
Mathias erzählte uns von einem Abend während seines Studiums in Weimar. Er und ein paar andere Studenten bemalten, bespritzten, zerkratzten und beschmutzten zu lautem Jazz herumstehende Leinwände. Am Ende waren Kunstwerke daraus geworden. Readymades, die den Abend in Farbe und Form festhielten. "Als Architekt machst du eigentlich nichts anderes. Nur mit einem exakt ausgearbeiteten Plan natürlich." In dem Moment war uns allen klar: Wir müssen diese Schöpfungsgeschichte zur Grundlage des Films machen. Die Philosophie von blauhaus beruht auf fachlicher Kompetenz, exakter Bau- und Budgetplanung und dem ständigen Dialog mit den Kunden. Zusammengenommen ideale Zutaten für eine Schöpfungsgeschichte mit Langzeitwirkung.
Plötzlich ergab alles Sinn: Wir mussten den Kreativprozess des Schaffens der blauhaus-Architekten darstellen. Das ist es, was dieses Büro auszeichnet. Zudem malt Mathias Kreibich nebenbei, wodurch gewährleistet war, das die bemalten Leinwände am Ende auch nach etwas aussehen würden. Der Drehort war dann auch schnell gefunden: Die ehemaligen Fertigungshallen der AEG-Werke in Nürnberg bieten Raum ohne Ende. Denn darum geht es: die Veränderung des Raumes. Räumen Struktur geben, Grenzen vielleicht. Räume öffnen und neu interpretieren. Sanieren, modernisieren, instandsetzen: Film und Funktion verknüpften sich. "Rauminvasion" nannten wir das Projekt dann auch. Architekten verändern Räume, wir wollten das im Kleinen auch tun. Und zwar alles in einer Nacht.
Momente, die das Ganze prägen
Während der Interviews gab es diesen Moment, in dem Mathias über die Beziehung zu den Kunden sprach. Er erzählte plötzlich mehr als er sprach, und seine Augen funkelten dabei. Dieses Strahlen kann man im fertigen Film sehen. Das ist der Unterschied, den wir erhofft hatten. Auch während des Malprozesses gab es diese Augenblicke. Mathias hatte die Leinwände und Trägerkonstruktionen selbst gebaut. Wir ließen ihm völlig freie Hand bei der Ausgestaltung, verfolgten ihn mit zwei Kameras um jede Regung einzufangen. Ich stand ein wenig abseits und war mir bewusst, gerade an einem großartigen Projekt teilzunehmen. Musik drang durch die Halle. Eine offene Weinflasche stand auf dem Tisch. Es entstand eine Stimmung in dieser dunklen, nur von der Lichtinsel beleuchteten, kalten Halle, die in eine wunderbare Erinnerung übergegangen ist. So wie am Ende eines Bauprojektes Architekt und Bauherr vor dem veränderten Objekt stehen und wissen: Das haben wir gemeinsam geschafft. Wir haben mit diesem blauhaus-Film den Raum verändert. Ob das nun rein wörtlich oder im übertagenen Sinne verstanden wird, bleibt den Betrachtern überlassen.
Alexander Otto