Gemäldegalerie im Albrecht-Dürer-Haus versammelt hochkarätige Kopien

Dem Malergenie ganz nah

Im Laufe der Zeit sind der Stadt Nürnberg fast sämtliche Dürer-Gemälde abhanden gekommen, doch umso reicher ist der Bestand an Dürerr-Kopien. Im neu eingerichteten Dürer-Saal im ehemaligen Wohnhaus des Meisters werden sie nun erstmals in einer exquisiten Zusammenschau präsentiert.

„Die vier Apostel“, „Adam und Eva“, Dürers Porträts seines Vaters und seines Lehrers Michael Wolgemut – und das „Selbstbildnis im Pelzrock“ in doppelter Ausfertigung: Sogar Kulturreferentin Julia Lehner bekam leuchtende Augen angesichts des illustren Kabinetts, das künftig das Highlight für jeden Besucher des Dürer-Hauses sein dürfte. Zwar sind alle Bilder „nur“ Kopien, gleichwohl gelten sie als eigenständige Kunstwerke und wichtige Quellen für die Erforschung der Dürer-Rezeption.

Dass die Stadt über einen Bestand von 56 Dürer-Kopien verfügt, der bislang meist in den Depots schlummerte, ist eigener Umsicht zu verdanken. Wenn man schon nicht verhindern konnte, dass Maximilian I. Dürers „Vier Apostel“ nach München „entführte“ - und danach viele weitere Werke das Opfer fremder Begehrlichkeiten wurden -, sollten sie den Nürnbergern doch wenigstens als Kopien erhalten bleiben. So entstanden die meisten Gemälde im Auftrag der Stadt- und vor dem Original!
„Die Geschichte der Verluste ist auch eine Geschichte des Gewinns“, betont Dürerr-Haus-Leiter Thomas Schauerte, der die Einrichtung des Saals als „Quantensprung“ bei der Neukonzeption des Hauses bezeichnet. Ermöglicht hat das Projekt die Zukunftsstiftung der Sparkasse Nürnberg, die den aufwendigen Umbau des zuvor als Kinoraum genutzten Saales mit 320.000,00 Euro finanzierte.

Der 80 Quadratmeter große, weiß gestrichene Raum präsentiert sich nun als schöner, schlichter Rahmen für die 16 Werke, die hier zur Premiere gezeigt werden. Im Laufe von zwei Jahren soll hier jeweils der gesamte Kopien-Bestand zu sehen sein, der von Johannes Vischers „ Apostel“-Nachschöpfung von 1627 bis zu Andreas Bachs 1961 angefertigtem „Bildnis des Oswolt Krel“ reicht.
Angesichts der Qualität der Werke kann sich der Besucher fast wie vor den Originalen wähnen. Nur eins der zwei Pelzrock-Selbstbildnisse ist viel zu düster geraten. „Unser hässlichstes Bild ist eine Dauerleihgabe der Alten Pinakothek, die ihre Werke ja ungern hergibt“: Den schmunzelnden Seitenhieb gegen die Münchner, die das Original bekanntlich nicht für die große Dürer-Schau im Germanischen Nationalmuseum ausleihen wollten, konnte sich Schauerte nicht verkneifen.
Der Dürer-Saal, zugleich die erste städtische Gemäldegalerie(!), schlägt eine schöne Brücke zur GNM-Schau und bleibt - anders als diese – mit seinen Werken auch nach dem „Jahr der Kunst“ erhalten.

Quelle:
Regina Urban, Nürnberger Nachrichten, Donnerstag, 26. Juli 2012

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