Festschrift zum Festakt 15.05.1999

Liebe Mitbürger,

erstaunt werden Sie zur Linken den Bayerischen Löwen bewundern können: wie er mit seiner linken Pranke das Bayerische Wappenschild hält, mit dem Schwanz angriffslustig wedelt und die Zunge „züngelnd“ hinausstreckt. Es ist ein Abbild des kleinen Bayerischen Nymphenburger Porzellanlöwen, den mir Staatsminister Dr. Günther Beckstein bei unserem Festakt am 15. Mai dieses Jahres wegen meiner Verdienste überreichte. Mein Verdienst ist auch zugleich der Verdienst des Bürgervereins. Darum darf Ihnen der Bayerische Löwe zumindest als Bild nicht vorenthalten werden. Er macht sich auch gut für die erste Seite dieser Mitteilungen. Sie dürfen hier widersprechen.

Der Festakt am 15. Mai war gelungen. Dies ist die Ansicht aller. Da ich nicht gerne in höchsten Tönen spreche, will ich das auch hier vermeiden. Staatsminister Dr. Günther Beckstein dankte dem Bürgerverein für sein beispielhaftes Engagement und verlas einen Brief des Bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Edmund Stoiber. Sie können ihn selbst lesen; er ist in der Mitte dieser Mitteilungen ausgedruckt. Die Grüße und Glückwünsche der Stadt überbrachte Frau Bürgermeistern Helene Jungkunz. Weitere Ehrengäste waren nicht geladen. Ich betone dies, weil ich danach gefragt worden bin. Ein Glückwunschtelegramm übermittelte der Bundestagsabgeordnete Günter Gloser; er ist Mitglied unseres Bürgervereins. Es schrieben auch die CSU- und SPD-Stadtratsfraktionen. Unsere Mitglieder Frau Dr. Elisabeth Birkner und Herr Dr. Herbert Ankersen fügten zu ihrem Lob auch einen Scheck bei. Da sind wir freudig und dankend überrascht worden. Was von langer Hand risikobewusst vorbereitet werden musste – ob vom Bürgerverein oder vom Autor – glückte uns auch: Dr. Godehard Schramm konnte am Festabend sein neuestes Werk vorstellen: „Sankt-Johannis rosenschön – mein Nürnberger Lieblingsviertel“. Wir wagten es – und haben gewonnen. Das Buch findet eine große Leserschaft. Godehard Schramm las daraus mit innerer Leidenschaft vor und begeisterte seine Zuhörer. Und: die Gäste standen am Signiertisch Schlange. Die Fotoausschnitte in dem Buch geben uns viele Bilderrätsel auf. Hans von Draminiski macht uns neugierig und schickt uns auf die Suche durch St. Johannis, damit wir die Rätsel lösen. Das ist nicht ungeschickt. Das Buch gehört in die Hand eines jeden Johannisers, der sein Stadtviertel liebt oder sich darin verlieben will. Aber auch der Xenos, der „Fremde“, kann darin mit Genuss lesen, sich an Gedankenspielereien erfreuen und kulturelles Flair eines Stadtviertels erleben.

Bereits im Februar hatte der Bayerische Rundfunk ein Interview mit mir zu unserem 125jährigen Gründungsjubiläum aufgenommen. Für die Sendung selbst standen nur zweieinhalb Minuten zur Verfügung. Das Interview ist in Bayern 1 zur Mittagszeit am 12. April ausgestrahlt worden. Der Sendetermin ist mir leider – es wird behauptet: versehentlich – nicht mitgeteilt worden. Zufällige Zuhörer berichteten mir, das Interview sei gut angekommen.

Die Sonnenuhr aus Buchs im Hesperidengarten Johannisstraße 43: Der Bürgerverein konnte damit in seinem Jubiläumsjahr einen weiteren Höhepunkt setzen. Die Sonnenuhr ist Wirklichkeit geworden. Frau Bürgermeisterin Helene Jungkunz hatte am Dienstag, dem 1. Juni zu einer Pressekonferenz in die Kaffeestube im Barockhäusle Johannisstraße 47 geladen. Der Umweltreferent Webersinn, der Leiter des Gartenbauamtes, Herr Kuhlmann, und Herr Kolb vom Amt für Denkmalpflege waren für die Stadt mit erschienen. Als Vorsitzender des Bürgervereins war ich beigeladen worden. Frau Bürgermeisterin stellte die Bodensonnenuhr aus Buchs mit anschließender Besichtigung vor. In der Pressekonferenz kündigte sie auch die geplante Ausstellung „Die Goldenen Äpfel zu Nürnbergs Hesperidengärten“ an. Ich berichtete bereits darüber in den letzten Mitteilungen. Die Sonnenuhr aus Buchs fand in der Presse ein breites Echo. Das aktuelle Monats-Magazin 7 – Die offizielle Veranstaltungszeitschrift Nürnberg Fürth Erlangen Schwabach – brachte einen ganzseitigen Artikel „Idylle mitten in der Stadt. Neue Sonnenuhr aus Buchshecken ziert die Hesperiden“. Nur eine Schlagzeile einer Zeitung verwirrte: „Die Sonnenuhr ist stur“. Hiergegen wandte sich Herr Ludwig Engelhardt in einem Leserbrief an die Nürnberger Nachrichten; er war ehemaliger Mitarbeiter am Lehrstuhl für Zeitmesskunde, Herr Engelhardt sandte hiervon eine Abschrift dem Bürgerverein zu. Er beendet seinen Leserbrief mit dem Sonnenuhrspruch „Die Sonnenuhr geht immer richtig, die Räderuhr nimmt man zu wichtig“. Der gesamte Inhalt ist unter den Notizen abgedruckt. Er gibt eine grundlegende Information. Der Peter Titze vom Institut für Botanik und Pharmazeutische Biologie der Universität Erlangen-Nürnberg gratulierte dem Bürgerverein zur „Rebarockisierung von St. Johannis“ und wies darauf hin, dass auch er ein Verehrer des Pflanzenliebhabers Volkamer sei. 

 

Die Sonnenuhr lockt Scharen von Besuchern an und findet viele Bewunderer. Die Hesperidengärten in St. Johannis sind damit erneut in das Blickfeld der Nürnberger und der Gäste Nürnbergs gerückt. In der Pressekonferenz drückte ich mich so aus: „Nürnberg muss ein Synonym (=bedeutungsgleich) für Gartenkultur werden. In früheren Jahrhunderten – 17. und 18. Jahrhundert war Nürnberg wegen seiner Gartenkunst und -kultur weit über seine Grenzen hinaus berühmt. Zur Einweihung der Sonnenuhr kredenzte der Bürgerverein ein Glas Rotwein. Das umseitige Bild belegt es.

Das Mühlenviertel Großweidenmühle: Die Baukräne sind verschwunden, die Straßenbauer sind auch zum Ende gekommen. Nach zehn Jahren ist endlich Ruhe eingekehrt. Das Viertel hat nun viele Gesichter: Neben einer Mühle, mit Sorgfalt restaurierten Wohngebäuden, einer Jugendstilvilla entstanden verschiedenartig geschichtete und gestaltete Häuser, aber auch: störende Fassaden reihen sich ein, wie manche Betrachter meinen. Das Grundstück Großweidenmühlstraße 5 ist als offene Anlage ausgebaut worden. Dort ist auch noch Kunst im öffentlichen Raum angedacht. Der Platz soll Fußgänger dazu anlocken, über die Brüstung einen Blick auf die Pegnitz und ihre Flusslandschaft zu werfen. An der Brüstung wird auf Ansinnen des Bürgervereins eine Informationstafel angebracht werden, die auf das einstige Saug- und Druckpumpwerk im Anwesen Großweidenmühlstraße 7 hinweist, das Wasser nach St. Johannis hinaufführte. Damals eine technische Großtat. Um zu kontrastieren, wie es noch um die Jahrhundertwende im damaligen Mühlenviertel aussah, zeigen wir umseitig eine Fotomontage aus dem Fehn´schen Photoalbum. Der Bericht des Herrn Fritz Grau auf späteren Seiten der Mitteilungen soll einen Einblick gewähren, wie ein Kind in den 30er Jahren das Viertel Großweidenmühle erlebte.

Dorfplatz mit Grünanlage in Wetzendorf: Beim Abräumen im Frühjahr stellte sich heraus, dass die Betonwand des ehemaligen Löschteiches über die Grundstücksebene hinausreicht. Es musste daher in internen Gesprächen abgeklärt werden, wer für die Beseitigung zuständig ist und wer die Kosten des Abtragens zu übernehmen hat. Inzwischen ist dies geklärt. Im September wird mit den erforderlichen Arbeiten begonnen und auch zu Ende geführt werden. Die Wetzendorfer haben gute Aussicht, im Jahre 2000 auf dem Dorfplatz feiern zu können. Neben der Kirchweih stehen weitere Feste an. Darüber mehr in den nächsten Mitteilungen. Der Objektentwurf „Grünanlage und Dorf-(Kirchweih-)platz in Wetzendorf“ ist am 31. Mai 1999 abschließend genehmigt worden.

Im Juli galt es, zwei herausragende Ereignisse zu feiern: Im Nordklinikum ist am 16. Juli, 11:00 Uhr der Grundstein für den Neubau West, für das Chirurgische Zentrum, gelegt worden. Staatsminister Dr. Beckstein vertrat die Bayerische Staatsregierung. Der Neubau soll bis 2003 fertiggestellt sein. 12 Operationssäle werden im Zentrum-OP zur Verfügung stehen. Die geschätzten Bau- und Einrichtungskosten betragen DM 250 Millionen. Das Chirurgische Zentrum wird den Namen „Dr.-Hans-Birkner-Haus“ führen. Dr. Birkner war von 1960 bis 1986 Chefarzt der 2. Chirurgischen Klinik und zugleich von 1976 an Ärztlicher Direktor des Klinikums. Am gleichen Tag abends feierte das Klinikum Hallerwiese – Klinik Hallerwiese und Cnopf´sche Kinderklinik – ihr 100jähriges Gründungsjubiläum im Historischen Rathaussaal. Grußworte sprachen für die Staatsregierung Staatssekretär Joachim Hermann und für die Stadt Bürgermeisterin Helene Jungkunz. Das Klinikum Hallerwiese will ihr medizinisches Angebot noch erweitern, Ausbauwünsche stehen an.

Arbeits- und Erfolgsbilanz des Bürgervereins von 1976-1999: Wir meinten, auf die vergangenen 24 Jahre zurückschauen zu dürfen und in diesen Mitteilungen zum Schluss hin überschlägig zusammenzustellen, was geleistet worden ist. Das konnte nur stichwortartig und verkürzt geschehen. „Wir sind mehr Ideen- als Geldgeber“

Quelle: Amtsblatt des Bürgervereins St. Johannis 46/99, Roland Cantzler

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