Erstes Tanzmuseum stellt sich vor

Eine Einrichtung des Deutschen Tanzarchivs in Köln öffnet die Türen

Köln. In Kölns neuem „Mediapark“ (Haus 7, dritte Etage) stellen sich morgen das „Deutsche Tanzarchiv Köln“ und sein Museum der Öffentlichkeit vor. Das Museum ist das erste seiner Art in Europa.

Es präsentiert auf 300 Quadratmeter Ausstellungsfläche die Tanzgeschichte Europas (seit dem 16. Jahrhundert) und Deutschlands (vor allem im 20. Jahrhundert) multimedial-modern und gespickt mit historischen Raritäten: „Die 300 Schaustücke sind lediglich Appetithappen aus den Archivbeständen und sollen immer wieder ausgetauscht werden“, sagt Frank-Manuel Peter, seit elf Jahren Leiter des Tanzarchivs.

50 Paar zertanzte Schuhe

50 Paar zertanzte Schuhe aus rosa Satin stehen fein säuberlich aufgereiht unter der 15 Meter langen Doppelstange. Ein schwarzes Paar baumelt am Stangenende vor dem raumhohen Spiegel. Nur zwei Schritte neben der peniblen Ballettsaal-Ordnung hat eine Turniertänzerin ihre silbernen Pumps unter einem Plakat anscheinend achtlos abgestreift. Über einem kaum mehr als drei mal drei Meter großen schwarzen Podest tänzeln, an Fäden aufgehängt, Kostüme aus dem legendären Antikriegsballett „Der grüne Tisch“ und anderen Choreographien von Kurt Jooss, die das Kölner Tanzforum vor Jahren in originalgetreuer Ausstattung einstudierte. Die kleine Bühne eignet sich ebenso wie der angrenzende Raum für Sonderveranstaltungen wie die Reihe „Tanz-Gespräche“.

In dem Seitenraum mit Blick auf das großzügige Forum von Kölns hochmoderner Medienlandschaft begeistert ein raffiniert inszeniertes „Stillleben“ zur Erinnerung an Reinhild Hoffmanns poesievoll-elegante Tanztheaterstücke in Bremen und Bochum: zwei gesichtslose Puppen thronen in breiten Reifröcken auf Stühlen. Die viele Meter langen grünen und lila Schleppen ihrer Roben sind kunstvoll auf dem noch neu duftenden Parkett um die Metallkugel aus „Könige und Königinnen“ drapiert. Fotos, wie musikalische Parituren auf Notenständern gestellt, vervollständigen das malerische Kunstambiente.

Eine Büste der Ausdruckstänzerin Dore Hoyer „bewacht“ das Original ihres Judith-Kostüms. Nicht weit davon hängen Revuetanz-Fotos von Josephine Baker und den Hiller-Girls. Karikaturen und Kupferstiche, eine Serie von Lindenholz-Masken, ein beleuchtetes Miniatur-Papiertheater mit tanzenden Commedia dell´ Arte-Figuren, Plakat Raritäten – Ankündigungen zum Beispiel der allerersten Choreographien von Pina Bausch und John Neumeier -, Ballettproben- und Tänzerfotos ergänzen die Exponate aus Geschichte und Gegenwart, Pädagogik und Bühnenkunst.

Auf einem Minibildschirm demonstriert Frankfurts amerikanischer Ballettchef William Forsythe moderne Tanztechnik. Die erste CD-Rom – demnächst, wie auch die geplanten Folgen, zum Vorzugspreis für Museumsbesucher erhältlich – liefert Informationen zum Archiv auf 900 Seiten mit 1 200 Abbildungen. Per Kopfhörer gibt’s eine Lehrstunde von Mary Wigman über Tanzgestaltung und Tanzerlebnis gratis. Am Eingang stimmt die sich ständig verändernde dreiteilige Installation „Augenblicke der Blicke“ von der Kölner Künstlerin Eva Besirske den Besucher auf die „flüchtigste“ aller Theaterkünste ein:

Bedeutendste Sammlung

Auf derselben Etage wie das kleine Museum gelegen ist das „Deutsche Tanzarchiv Köln“ mit umfangreicher, übersichtlich gestalteter Bibliothek und (Tanz-)Videothek. Es ist heute eine der bedeutendsten Sammlungen zur internationalen Tanzgeschichte, entstanden durch die Privatinitiative des Tänzers, Pädagogen und Publizisten Kurt Peters (1915-96). Die SK Stiftung Kultur der Stadtsparkasse Köln erwarb sie 1985. Als Mitträger beteiligt sich die Stadt an den laufenden Kosten. Heute gehören zu den Beständen 80 000 Fotos, 16 000 Zeitschriftenhefte, mehr als 100 Personennachlässe und ein riesiges Magazin mit Zeitungsausschnitten. Nach jahrelangem Provisorium zog die Sammlung Ende vorigen Jahres in seine „maßgeschneiderten Räume“ im Mediapark um.

Öffnungszeiten Museum: mo. bis sa. von 12 – 17 Uhr, di. bis 20 Uhr (mi. und so. geschlossen); Tanzarchiv: di. 10 – 20 Uhr, mi. und do. 10 – 16 Uhr sowie auf Anfrage. Information und Beratung: (02 21) 2 26 29 06.

Quelle: Neue Westfälische

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