Ein frischer Wind bläst durch die alte Villa

Die Gesellschaft Museum renoviert in den nächsten Jahren für 2,5 Millionen Mark ihr Clubhaus an der Campestraße

Das bald hundert Jahre alte Vereinsgebäude soll attraktiver „Farbtupfer in Johannis“ und ein kultureller Anziehungspunkt werden

Die „Gesellschaft Museum“ als einer der ältesten Vereine der Stadt will wieder zu einem attraktiven Anziehungspunkt werden. Im Zentrum der geplanten Rundumerneuerung steht die stufenweise Renovierung des öffentlichen Clubhauses an der Campestraße 10. Die sanierungsbedürftige Villa aus dem Jahr 1899 soll in den kommenden Jahren für rund 2,5 Millionen Mark auf Vordermann gebracht werden. Die erste Bauphase läuft bereits.

318 Bürger riefen die Gesellschaft Museum im Jahr 1810 ins Leben. Der Verein diente gemäß der Satzung „dem geselligen Vergnügen, der Lektüre und der Unterhaltung“. Man widmete sich den ernsten und heiteren Musen, pflegte das kulturelle, literarische Leben. Der Club kaufte noch im Gründungsjahr neben dem Barfüßerkloster das ehemalige Zuchthaus an der Stelle des heutigen Anwesens Königstraße 1 und ließ es zum Gesellschaftshaus umwandeln Schon ein Jahr später benannte die Stadt die Barfüßerbrücke in Museumsbrücke um.

Hohes Durchschnittsalter

In der Bombennacht des 2. Januar 1945 versank das Haus in Schutt und Asche. Die Stadt erwarb später das Grundstück. Vom Erlös leistete sich der Verein 1955 die Villa an der Ecke Campe- und Frommannstraße. Der jüdische Bankier Emil Kohn hatte das Gebäude im Stil eines Rokokoschlößchens errichten lassen. Heute verfügt die Gesellschaft Museum über eine Tennis- und eine Bridgeabteilung (mit Bundesliganiveau).

Doch das Durchschnittsalter der 359 Mitglieder liegt „deutlich über 65 Jahren“, wie der Vorsitzende Peter Link feststellt. Der Verein brauche neue Impulse. Und dafür müsse auch der Rahmen stimmen. „Dieses Haus ist Teil der Gesellschaft“, sagt Link und fügt an: „Auf Dauer reicht der schäbige Charme nicht aus.“ Eine Generalüberholung war überfällig.

Der Architekt Mathias Hennig hat ein Stufenprogramm entwickelt. In der bis Oktober abgeschlossenen ersten Renovierungsphase (Kosten: 350 000 Mark) werden der ehemalige Wintergarten, der Saal und das Kaminzimmer von der Patina der vergangenen Jahrzehnte befreit und erhalten ihren ursprünglichen Charakter weitgehend zurück. Zudem sorgt eine neue Haustechnik für besseres Klima. 1998 weichen in den anderen Räumen – etwa dem Sitz des Restaurants im schmucken Gartenzimmer – die strapazierten Teppiche einem ansehnlichen Parkettboden.

Großes Grundstück

In den nächsten Jahren soll die Sanierung der Fassaden folgen – vorausgesetzt, die Gesellschaft kann sich durch Verpachtung oder Verkauf von rund zwei Dritteln (etwa 3600 Quadratmeter) des dazugehörigen Gartengrundstücks die nötigen Mittel beschaffen. Doch Peter Link ist zuversichtlich, dass die Rechnung aufgeht.

Die Gastronomie stellt einen wichtigen Faktor im Sinn eines Neuaufbruchs dar. Seit dem vergangenen Jahr führt ein junges Team das Lokal. Die Pächter fühlen sich der Idee der Gesellschaft und dem Haus verpflichtet. Der neueröffnete Biergarten zieht auch ein junges Publikum an. Zudem kümmern sich die Gastronomen um ein eigenes Kulturprogramm, etwa mit Filmnächten unter freiem Himmel. Der ars vivendi Verlag hat einen „Salon“ initiiert. An jedem letzten Dienstag im Monat treffen sich Künstler, Kulturschaffende und Interessierte zum Gespräch. Ein Literaturclub veranstaltet Autorenlesungen. All dies passt nach Ansicht von Peter Link gut zusammen, so dass das Gesellschaftshaus als „Farbtupfer in St. Johannis“ spätestens bis zum 200jährigen Vereinsbestehen im Jahr 2010 wieder eine wichtige Rolle im kulturellen Leben dieser Stadt spielen kann.

Quelle: Nürnberger Nachrichten

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