Der letzte Schandfleck muss weg

So könnte der Bahnhofsplatz künftig aussehen: links Stadtgraben und Frauentorturm, Grand-Hotel und Postamt.

Die Verkehrsinsel wird beherrscht von einer Dachkonstruktion, in deren Mitte eine Öffnung Tageslicht bis in die U-Ebene 1 fallen lässt. Rund um die Dach-Schleife halten Busse und Bahnen. Den Bahnhof-Haupteingang zieren Baumreihen, unter denen Taxis (unten) und Privatautos (oben) warten. Vom Haupteingang soll ein Überweg mit Ampeln zum Handwerkerhof führen.

Der Hauptbahnhof ist fertig, nun ist die Stadt am Zug. „An ihr liegt es, den fast schäbigen Bahnhofsplatz und die Königstorpassage neu zu gestalten und das schreckliche Vorfeld zur Altstadt zu verbessern.“ Mit diesen Worten präsentierte Baureferent Walter Anderle gestern die Ergebnisse eines städtebaulichen Realisierungswettbewerbs. Ob und wann umgebaut wird, steht in den Sternen.

874 Architektenbüros hatten Interesse gezeigt. Es musste gelost werden, am Ende schickten 64 Teams Pläne ein. Die ersten Preise gingen ausschließlich an Nürnberger Teams, denen offenbar ihre Ortskenntnisse zugute kamen. Den 1. Preis (25.663 €) gewannen die Arbeitsgemeinschaft Fritsch, Knodt & Klug, die Werkgemeinschaft Freiraum und die Planungsgruppe Jendreyko.

Eine Lösung, welche den Autoverkehr unter die Erde verlagert und so den Fußgängern oberirdisch freie Bahn gibt, hätte 127 Millionen Euro gekostet und ist laut Anderle nicht finanzierbar. Auch der 1. Preisträger musste somit den Autoverkehr wie bisher um eine Insel herumführen.

Die „neue Insel“ erhält ein eigenwillig geformtes Dach, an dessen Rändern alle Straßenbahnen und Busse halten. Sie kommen an der Südseite an (nicht wie bisher Nordseite / Grand-Hotel) und fahren im Uhrzeigersinn. Fahrgäste steigen nur an der Innenseite aus, müssen beim Umsteigen keine Busspuren oder Schienen mehr überqueren.

Das Dach ähnelt zwei sich überlappenden Bumerangs und hat in der Mitte eine Öffnung. Ein rundes Loch auf dem Platz, das mit 40 Metern Durchmesser viel Tageslicht in die erste Tiefebene fallen lässt. Eine Brüstung bewahrt die Fußgänger vor dem Sturz in die Tiefe.

Tageslicht in der Tiefe
Mit dieser Tageslicht-Variante wollten die Architekten die Fußgängerverteilerzone aufwerten. Derzeit können die Läden dort kaum mit den neuen Bahnhof-Geschäften konkurrieren. „Sie werden ihr Leben aushauchen, wenn nicht sofort etwas getan wird“, warnte Baureferent Anderle. Die Architekten wollen nun durch das Tageslicht in der Tiefebene die eilenden Passanten neugierig stimmen und zum kurzen Verweilen animieren. Die Fußgänger bekommen einen neuen Überweg vom Haupteingang des Bahnhofes hinüber zum Eingang des Handwerkerhofes, müssen allerdings auf Ampeln achten. Der Radfahrweg am Stadtgraben bleibt, zwei neue Wege werden beim Grand-Hotel und längs der Hauptbahnhof-Straßenseite angelegt.

Mit zwei oder drei Baumreihen bekommt die Vorderfront des Bahnhofes ein neues Gesicht. Links vom Haupteingang finden unter den Bäumen Taxis Platz, rechts ist die private Anfahrt- und Abschiedszone (Kiss-and-ride). Auf der Insel in Höhe des Haupteinganges soll ein Brunnen stehen. Das bisherige Stahl- und Glasdach an der Ostseite verschwindet, drei neue Dächer an den drei Ausgängen bieten Schutz vor Regen.

Den 2. Preis gewann das Büro Mathias Massari und Frank Löffler, Nürnberg und Landschaftsarchitekt Juritzka Kaiser, Würzburg. Der 3. Preis wurde dem Team Joachim Thiel, Bernhard Lorenz, Jürgen Rauch und Klaus Müller zuerkannt. Den 4. Preis holten sich Frese + Kleindienst / Adler & Olesch, ferner GEVAS Humberg + Partner und Dr. Hesserl, München. Die besten Arbeiten sind in einer Ausstellung vom 12. bis 25. April täglich von 12 bis 20 Uhr im Hauptbahnhof, 1. OG, Galerie Westflügel zu besichtigen.

Quelle: Nürnberger Zeitung

Hinweis: blauhaus hat in ARGE mit J. Thiel den dritten Preis bei diesem Wettbewerb erreicht.

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