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Zwei Idealisten sanieren ein Haus am Bauernplatz

„Das rechnet sich nie“

An den Wochenenden arbeiten Markus Heusch und Hendrik Biehl an ihrem Haus. Das hübsche, denkmalgeschützte Sandsteingebäude am Bauernplatz in Gostenhof ist Baujahr 1897, der Vorbesitzer flickte nur grob, was kaputtging. Die beiden gehen jetzt an die Substanz, auch an die eigene. Nicht weil sie mit der Vermietung der sanierten Wohnungen ihren Reibach machen wollen, sondern aus „Respekt vor dem Haus“. Und aus Leibe zum Stadtteil.

Die Debatte über den sozialen Wandel in Gostenhof wird teilweise erbittert geführt. Alteingesessene auf der einen Seite und neue Hausbesitzer auf der anderen Seite ringen um ein Miteinander. Autonome rufen zum Kampf gegen Investoren auf, die Stadt bemüht sich um einen nüchternen Blick auf die Veränderungen.

Dass der Stadtteil im Umbruch ist, bestreitet auch Baureferent Daniel Ulrich nicht. „Es brodelt“, sagt er. Wobei er nicht verstehe, warum ausgerechnet in Gostenhof die Stimmung so hochkocht. „Denn in Nürnberg sinkt quer durch alle Quartiere die Arbeitslosigkeit“, auch in Goho nehme die Armutsquote ab. Was doch eine gute Nachricht sei.

Dass in Gostenhof auffällig viele Häuser saniert würden, sei schlicht nicht wahr, sagt Ulrich. Auch drängten nicht – wie ehemals im Glockenbachviertel in München – zig Investoren ins Viertel, um mit teuren Eigentumswohnungen Geld zu machen.

Auch Markus Heusch und Hendrik Biehl sind keine Großinvestoren. Sie kauften vor zwei Jahren das denkmalgeschützte Haus in der Gostenhofer Hauptstraße 73. Der Geschäftsführer einer Firma für erneuerbare Energien und der IT-Experte wohnen in Sichtweite in der Bauerngasse. Sie bekamen mit, dass der Vorbesitzer das repräsentative Haus verfallen lies. „Er hatte es geerbt, war aber nach Thailand ausgewandert und kümmerte sich nicht“, erzählt Heusch.

Die Folgen waren für die Bausubstanz verheerend und für die Mieter der vier mit rund 180 Quadratmetern sehr großen Wohngen kein Spaß. Das Dach war leck, Nässe drang auch durch die Sandsteinmauern und machte feuchte Flecken an den Wänden. Böden waren einsturzgefährdet, weil Trägerbalken Risse hatten. „Wir machen keine Luxussanierung“, sagen die beiden. „90 Prozent des Geldes fließen in die Instandsetzung.“ Dahinter stecke mehr Leidenschaft als ein Geschäftsmodell. „Rechnen wird sich das wohl nie“, sagt Heusch.

Zwei Wohnungen werden neu vermietet, in die anderen beiden ziehen die früheren Mieter zurück. Der Denkmalschutz habe die Kosten für die Sanierung nach oben getrieben, sagt Heusch. Gutachten mussten her, strenge Vorgaben der städtischen und staatlichen Denkmalschützer schnürten ein enges Korsett: „Uns wurde zum Beispiel auf den Millimeter vorgegeben, wie breit die Fenstersprossen zu sein haben.“ Bis in den vierten Stock weisen Zimmerdecken feinen Stuck auf. Wo der Zahn der Zeit an Muscheln und Blumen nagte, müssen Heusch und Biehl die Ornamente reparieren. Teilweise rückten sie der Farbe die in der Vergangenheit sträflicherweise über den Stuck gepinselt wurde, selber mit Dampfreiniger und elektrischer Zahnbürste zu Leibe. Die Sandsteinfassade vorne raus zum Bauernplatz wird gereinigt und, wo nötig, wieder hergestellt. Nicht wenige der Backsteine hinten raus zum Innenhof müssen ausgetauscht werden. 

Erschrocken waren beide über die Bausünden des Vorbesitzers. Der hängte Stuckdecken mit ordinärem Billigholz ab. Packte Laminat, Teppiche und weitere Scheußlichkeiten über historisches Parkett und Fliesen. Noch sei gar nicht genau anzusehen, wie teuer sie die Sanierung komme. Auch danach richte sich die Miete, die sie derzeit bei 8,50 Euro pro Quadratmeter sehen.

Wer das Haus 1897 baute, wer dort wohnte – Heusch will das recherchieren, wenn das Gröbste geschafft ist. Im Erdgeschoss sei mal ein Zigarrenladen gewesen. Ende Februar eröffnet Biehl dort seine Weinbar "achtzehn97". Damit mausert sich der Petra-Kelly-Platz mit dem Café "Mainheim" gegenüber zum Gastro-Hotspot. Für Kritiker des Wandels im Viertels mag das neues Futter sein. Für Biehl ist es nur eines: die Erfüllung seines Lebenstraums.

von Ute Möller

erschienen in Nürnberger Nachrichten vom 23.02.2016

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