Bunter Neubau für die Tierbabys

Nürnberg – Tierheimleiter Denny Baruch sprach von einem „historischen Tag“ für die Einrichtung an der Stadenstraße: Am Samstag konnte nach zweijähriger Bauzeit endlich das imposante und europaweit einmalige Welpenhaus eingeweiht werden, das auf 1500 Quadratmetern Platz für insgesamt 150 Hunde- und Katzenbabys bietet.

Und die Jungtiere sind auch bereits eingezogen: „Wir sind jetzt schon wieder überfüllt“, sagte Dagmar Wöhrl, Präsidentin des Tierschutzvereins Nürnberg-Fürth, der als Träger des Tierheims fungiert. Die CSU-Bundestagsabgeordnete berichtete, dass sie und ihre Mitstreiter schon lange von einem Welpenhaus geträumt hätten: „Aber langsam wurde aus dem Traum eine Notwendigkeit.“

Denn immer mehr Katzenbabys und Hundewelpen landen jährlich im Tierheim: die Kleinen mussten wegen der Platznöte bisher sogar in den Büros der Mitarbeiter untergebracht werden. Nun haben die Tierkinder das Erdgeschoss des zweistöckigen, farbenprächtigen Neubaus ganz für sich alleine – allenfalls die Hunde- oder Katzenmütter dürfen mit ihnen die Stuben teilen. Die Trennung von den älteren Tieren kann für die Kleinen überlebenswichtig sein, wie Wöhrl erläuterte: „Sie sind sehr keimanfällig und noch nicht geimpft.“ Deswegen hat das Welpenhaus auch eine eigene Futterküche und einen Desinfektionsbereich. Nach den guten Erfahrungen mit dem 2008 eingeweihten Katzenhaus, durch das die Sterblichkeitsquote bei den Stubentigern erheblich gesenkt werden konnte, setzen Baruch und Wöhrl auch im Welpenhaus auf Glasboxen.

Kritikern, die meinen, die Boxen würden deswegen zu steril und ungemütlich wirken, nimmt Baruch den Wind aus den Segeln: „Lieber drei Wochen etwas ungemütlich als tot.“ Schließlich sei das Glas leicht zu reinigen; es ermögliche daher eine besonders hygienische Haltung der Tiere. Im Erdgeschoss des Hauses befinden sich 8 Hundeboxen sowie 13 Katzenstuben, zudem gibt es Laufgehege für Flaschenkinder.

Die Boxen sind für 50 Hundewelpen und 100 Katzenbabys angelegt und mit Spielzeug, Körbchen und Kuscheldecken liebevoll ausgestattet. Am Hinterausgang des Erdgeschosses wird künftig die Ausgabe der Tiertafel ihren Platz haben, bei der sich Empfänger von Arbeitslosengeld II einmal wöchentlich kostenlos Futter für ihre Tiere abholen dürfen. Auch die beiden Polizeiboxen befinden sich dort. Die Polizei hat die Schlüssel und kann nachts Fundtiere in diesen Stuben unterbringen.

Im großen Saal des Obergeschosses können Veranstaltungen wie Tagungen, Geburtstagsfeiern oder kleinere Konzerte stattfinden. Über die Vermietung des Saals will das Tierheim neue Einnahmequellen erschließen: „Die Spenden sind rückläufig“, sagt Wöhrl, und alleine über die Mitgliedsbeiträge könne sich die Einrichtung mit einem Durchlauf von 5000 Tieren pro Jahr nicht finanzieren.

Die „gute Fee“ fungiert als Namenspatronin

Durch die Veranstaltungen hofft Baruch, dass auch Menschen ins Tierheim kommen, die bislang mit dem vermeintlichen Elend dort nichts zu tun haben wollten. Für die bestmögliche Vermarktung des Saals hat der Tierschutzverein eigens die „Mensch&Tier GmbH“ gegründet. Als Geschäftsführer fungiert Baruch, der 2011 die Tierheimleitung abgibt (die NZ berichtete). Marcus König, geschäftsführender Vorsitzender des Tierschutzvereins sagte, dass die Entscheidung über Baruchs Nachfolger(in) noch nicht gefallen sei. In den vergangenen Monaten habe man sich auch voll auf den Neubau konzentrieren müssen, der den Namen „Henriette Schmidt-Burkhardt Welpenhaus“ trägt. „Damit unser Traum in Erfüllung geht, brauchten wir eine gute Fee“, sagte Wöhrl. Die Gönnerin Schmidt-Burkhardt spendete 750000 Euro für das Gebäude, das insgesamt 1,3 Millionen Euro kostete. Weitere 600000 Euro investierte das Tierheim in die Neugestaltung des Eingangsbereichs und in neue Parkplätze. Das Welpenhaus erfüllt hohe ökologische Standards, es wird mit Erdwärme beheizt und ist bestens isoliert. Zudem sammelt das Tierheim Regenwasser in Zisternen und reinigt damit die Boxen. Die Folgekosten werden gering sein, meint Baruch: „Die verwendeten Materialien sind in 30 Jahren noch so gut wie heute.“

Und dass die Tierheim-Verantwortlichen diesbezüglich sehr akribisch vorgegangen sind, davon kann Architekt Mathias Kreibich ein Lied singen: „Mir ist noch nie eine Bauherrschaft untergekommen, die sich so in die Mikrostruktur eines Materials hineingedacht hat.“ Noch nachts um vier Uhr seien E-Mails mit Verbesserungsvorschlägen bei Kreibich angekommen. Wenn es einen Tiergott geben sollte, so der Architekt, müsste er Wöhrl, König und Baruch für ihr Engagement einen Orden verleihen.

Quelle: Nürnberger Zeitung, Kopie Nordbayern.de

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