Vom langen Weg zu einer Baugenehmigung

Bauprojekt Clubhaus am Dutzendteich

Wer kann sich noch erinnern? Ja, damals im Dezember 2015 haben wir den Bauantrag endlich auf den Weg gebracht, nach einer langen Vorplanungsphase und vielen Diskussionen und Gesprächen, auch mit der Bauverwaltung der Stadt Nürnberg. Na, ein halbes Jahr wird es wohl bestimmt dauern, hat man uns von fachlicher Seite erzählt. Überraschung! Es kann auch länger werden, denn wir bauen ja an einem ganz besonderen Platz in Nürnberg. Der Dutzendteich befindet sich in einem für Freizeit, Sport und Erholung besonderen Umfeld. Zudem ein historisch brisantes Areal, das in Bezug auf unseren unrühmlichen Teil der deutschen Geschichte auch etwas mehr Verantwortung fordert.

Wie alles begann

Die Vorgeschichte: Anfang 205 hatten wir eine wichtige Hürde zu meistern. Wir mussten mit dem Entwurf unseres Architekten vor dem Baukunstbeirat bestehen. Zwei Mal mussten wir antreten und wurden aufgefordert, uns nicht den Zwängen des Grundstücks zu unterwerfen. Im Klartext sollte das heißen, es wird ein Entwurf erwartet, der seine Umgebung mit einbezieht, aber auch die Grenzen der bisherigen Bebauung negiert. Nun die Vorgaben des Baukunstbeirates flossen in den Bauantrag mit ein. Nun folgte die Kleinarbeit: Ergänzend zum Bauantrag wurde ein ausführliches Konzept für einen zukünftige Nutzung gefordert. Die Sondererlaubnis der Zufahrt zum Grundstück über den Fußweg am Dutzendteich sollte neue verhandelt und begründet werden.

Naturschutz

Da der Dutzendteich ein Fledermaus-Hot-Spot ist, wurde ein Fledermausgutachten gefordert. Mit Unterstützung eines Fachmannes wurde ermittelt, welche Fledermausarten bei uns in der Dämmerung und nachts so rumfliegen, ja möglicherweise bei uns im Bestandsgebäude nisten. Es stellte sich heraus, dass wir mit unserem jetzigen Gebäude bei den Mini-Draculas gar nicht so hip sind und niemand von dieser Spezies bei uns wohnt. Was etwas ungläubig vom Umweltamt zur Kenntnis genommen wurde. Auflage: Beim Abriss muss ein Sachverständiger vorab klären, ob sich nicht doch ein Micro Chiroptera bei uns heimisch fühlt. Außerdem müssen wir sechs Nistkästen für diese Spezies am Neubau anbringen. Weiter gin´s mit dem Schutz der Natur. Nachdem wir ja, getreu den Empfehlungen des Baukunstbeirates, das neue Gebäude etwas in den Dutzendteich hineinschieben und Wasserfläche dazu benötigen, war ein landschaftspflegerischer Begleitplan gefordert. Ein Plan, der erklärt und beschreibt, wie wir die überbaute Wasserfläche kompensieren und wie wir die vorhandenen Bäume und Pflanzungen schützen. Im Zuge der Vorgespräche dazu kam es zu unterschiedlichen Auffassungen zwischen Umweltamt und SÖR (Service öffentlicher Raum) in punkto Uferbefestigung. Aus Umweltsicht wurde das Nürnberger Beschlächt, eine mittelalterliche hölzerne Uferbefestigung, die weitgehend am Dutzendteich Anwendung findet, auch für den Zufluss des Fischbaches gefordert. SÖR und auch wir favorisierten aber eine Natursteineinfassung, was dann auch als Vereinbarung angenommen wurde. Zudem müssen wir vier neue Bäume pflanzen und teilweise unsere bisherigen Pflasterflächen mit einer bestimmten Rasenmischung veredeln!

Parkplätze

Dann war da noch die Sache mit der Stellplatzsatzung der Stadt! Wir müssen ja bekanntlich wegen Schädlingsbefall unser bisheriges Gebäude abreißen. Ein Wiederaufbau bzw. der Neubau erfordert daher eine Neubewertung der Menge der PKW und Fahrradstellplätze. Die Berechnungen aufgrund der Gebäudenutzung ergab neun benötigte Stellplätze. Im Bauausschuss hat man uns nach längerem hin und her sechs der Plätze erlassen. Für die restlichen drei sollten wir entweder einen notariellen Nachweis im Umkreis von 350 Metern (fußläufig erbringen, oder diese ablösen, sprich bezahlten! Unser Angebot war, diese drei Stellplätze auf dem Clubhausgrundstück auszuweisen, da wir ja eine Sondererlaubnis für die Zufahrt einschließlich Parkerlaubnis dafür haben. Nix da, so was geht gar nicht! Wenn wir nicht zahlen, gibt es keine Baugenehmigung, basta! Zum Glück sind wir in der günstigeren Parkzone mit der Bayernstraße. Da kostet die Abläse "nur" 8.500 € anstatt 10.500 € pro Parkplatz. Wir haben verstanden und überweisen.

Hochwassergebiet

Eine wasserwirtschaftliche gesetzliche Grundlage hat uns dann noch im Jahr 2017 nasskalt erwischt. Unser Gelände und damit unser Clubhaus liegt in einem Hochwassergebiet. Konkret kann rein statistisch ein Wasserstand so alle 100 Jahre vorkommen, der uns die Wellen an die Hauskante schlagen lässt. Dazu musste nun gemäß § 5 WPBV wasserrechlich der Retentionsraumverlust*), der möglicherweise durch den Neubau entsteht, berechnet und nachgewiesen werden. Da sich bisher Wasser den Weg unter dem Altbau zwischen den Pfählen suchen konnte, ist das so beim Neubau nicht mehr möglich. Doch es gab zumindest auch hier ein realisierbares Ergebnis. Diese ganzen Anforderungen haben uns nicht nur schon etliche Euro gekostet, neu auch viel Zeit wurde investiert. Abstimmungsgespräche, Nachfragen und Verhandlungen mit Verwaltung, Architekten, Sachverständigen, BLSV und auch Stadträte waren nötig. Dazu kamen immer wieder Verzögerungen, weil Sachbearbeiter/innen und Fachleute auch Urlaub, Besprechungen, zu viel Arbeit und sonst was hatten. Wir verlieren unseren Optimismus nicht! Abschließend freue ich mich auf deinen hoffentlich nahen Baubeginn und wesentlich weniger Überraschungen in den nächsten Planungs- und Bauphasen. Der Weg ist hier nicht unbedingt das Ziel! Clubmitteilung, Yacht-Club Noris e.V. YCN, 2018, S. 12/13

Weitere Artikel in dieser Kategorie

Merkzettel

Menu

Schnellkontakt

Schnellkontakt
Bitte beachten Sie unsere Datenschutzerklärung