Bauarbeiten in luftigen Höhen

Manchmal ermöglichen auch Baustellen ungeahnte ästhetische Erlebnisse. Fährt man zum Beispiel mit dem Bauaufzug an der Außenseite der eingerüsteten Kirche St. Anton in der Adam-Klein-Straße nach oben, kann man aus knapp 50 Metern Höhe den Blick über ganz Nürnberg schweifen lassen.

Ein herrlicher Ausblick, mit dem sich auch Geld verdienen lässt. Beim Gostenhofer Stadtteilfest am 24. Juni wird die Gemeinde St. Anton jedenfalls geneigten Besuchern wieder eine Aufzugfahrt in luftige Höhen ermöglichen. „Das kam damals in der Nacht der Architekten blendend an“, erinnert sich Pfarrer Andreas Müller. Der kleine Obolus von fünf Euro, den man für den Ausflug auf Nürnbergs wohl höchste Baustelle entrichten muss, kommt der Instandsetzung der Kirche zu Gute.
Die nämlich ist sehr teuer, und noch ist die Finanzierung nicht endgültig gesichert. Seit April laufen die Bauarbeiten; es ist die erste Restaurierung, die das Äußere der zwischen 1908 und 1910 erbauten und im Krieg unbeschädigt gebliebenen Kirche erfährt. „Das Kircheninnere haben wir vor drei Jahren renovieren lassen“, sagt Müller. „Das war dringend nötig, da haben sich schon die Gemeindemitglieder beschwert.“ Doch auch außen bestand Handlungsbedarf: Der Putz bröckelte, das Mauerwerk unterhalb der Gesimse war beschädigt, durch undichte Fenster und das Dach drang Wasser ins Innere.

Um St. Anton in altem Glanz erstrahlen lassen zu können, sind Investitionen in Höhe von ungefähr 1,2 Millionen Euro erforderlich. „Eigentlich wollten wir die Instandsetzung innerhalb von drei Jahren in drei Abschnitten über die Bühne bringen“, sagt Müller. „Doch dann kam die Mehrwertsteuererhöhung“. Um die zu umgehen und somit 24 000 Euro Mehrkosten zu vermeiden, wurde der Vorgang beschleunigt und die beiden ersten Abschnitte zusammengelegt. Der Turm, die Nord-, Ost- und Westfassade sowie das Dach des Kirchenschiffs sollen nun bis Ende des Jahres saniert werden, die Kosten von 860 000 Euro können dank der Erzdiözese, die 65 Prozent trägt, sowie eigenen Mitteln von St. Anton und Spendengeldern geschultert werden.

Wann mit der Instandsetzung des Südteils die Bauarbeiten abgeschlossen werden können, ist indes noch fraglich. Zwar trägt die Diözese auch für den dritten Bauabschnitt rund zwei Drittel der Kosten, aber dann fehlen immer noch ca. 115 000 Euro, die durch Spendengelder hereingeholt werden müssen – ein ziemlicher Kraftakt.

Müller und seine Mitstreiter zeigen sich in der Not erfinderisch. Ende 2005 haben sie einen Förderverein gegründet, der mittlerweile 45 Mitglieder zählt. „Dem Verein sind viele ehemalige Gemeindemitglieder beigetreten, die noch eine innere Bindung zu St. Anton haben“, erzählt Müller. Vor ein paar Wochen haben sie auch eine Haussammlung durchgeführt. „Dabei sind wir zwar auf viel Wohlwollen gestoßen, aber viele interessiert die Kirche auch einfach nicht. Man stellt bei solchen Gelegenheiten schon fest, dass Kirchen nicht mehr so selbstverständlich im gesellschaftlichen Leben verwurzelt sind.“

Dabei bietet die Gemeinde St. Anton durchaus ein Spiegelbild des multikulturellen Stadtteils – Pfarrer Müller predigt sonntags vor Menschen aus zwölf bis 15 Nationen. „Wir haben Leute aus Togo, Burma, der Slowakei, Italien, Irak und vielen anderen Ländern. Demnächst nehme ich eine Taufe eines Kindes vor, da ist der Vater Pole und die Mutter Kroatin.“

Taufen und Eheschließungen kann Müller häufig vornehmen: „In unseren Stadtteil kommen viele junge Leute. Sie gehen dann oft aber auch wieder weg, wenn das zweite Kind kommt. Die Fluktuation ist sehr groß.“ Und das Geld sitzt freilich nicht locker, denn die gut Betuchten wohnen selten in Gostenhof. Auch das ist ein Aspekt, der es Müller schwer macht, das Geld für die Instandsetzung aufzutreiben. Dennoch verliert der 44-Jährige, der seit 1995 in St. Anton zu Hause ist, nicht die Zuversicht: Allerspätestens 2010, wenn die viertälteste katholische Kirche Nürnbergs ihr 100-jähriges Jubiläum feiert, soll die Restauration beendet sein.

Quelle: Nürnberger Zeitung

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