Außen wird's hui, innen bleibt's pfui

Am Gemeinschaftshaus wird erst nur die Hülle saniert

Seit wenigen Wochen ist das Gemeinschaftshaus Langwasser eine Großbaustelle. Das 1968 errichtete Gebäude bekommt ein neues Dach, die Fenster werden ausgetauscht und die Betonfassade wird renoviert. Die Zeit drängt: Schon am 2. Oktober soll wieder die erste Veranstaltung nach dem Umbau stattfinden.

Der Große Saal des Gemeinschaftshauses in Langwasser gleicht momentan eher einer Lagerhalle. Stühle, Schreibtische und Schränke stapeln sich dort, wo sonst Tanz- und andere Veranstaltungen stattfinden. Auf der Bühne werden Lampen, Scheinwerfer und sogar der sonst über dem Haupteingang befestigte Schriftzug mit dem Logo der Einrichtung gelagert. Zum Schutz des Parkettbodens liegen überall Matten und im Saal sind Staubwände eingezogen, damit das Inventar durch den bevorstehenden Austausch der riesigen Fensterfronten keinen Schaden nimmt.

Viel Lärm

Draußen wuseln rund 25 Handwerker vom Fensterbauer bis zum Dachdecker übers Gerüst. Kräftige Männer schleppen Eimer mit Kies, der per Hand von dem 4300 Quadratmeter großen Flachdach abgetragen werden muss, oder brechen, wie Fensterbauer Henning Wolf, die alten Verkleidungen heraus. Im und ums Gemeinschaftshaus hämmert, bohrt scheppert und dröhnt es heftig.

Deshalb brauchen Walter Müller-Kalthöner, Leiter des Gemeinschaftshauses, und seine Mitarbeiterinnen derzeit in ihrem Behelfsbüro Nerven wie Drahtseile. „Als die Betonverkleidung ums Haus herum für die Wärmedämmung abgeschnitten wurde, wackelten das ganze Gebäude und natürlich auch die Computer und die Schreibtische. Und manches, was auf der Fensterbank deponiert war, landete durch die Erschütterung unsanft auf dem Boden“, erzählt Müller-Kalthöner noch gut gelaunt.

Keine „Asbestsünden“

Bis Dezember sollen alle Sanierungsmaßnahmen des ersten Bauabschnitts abgeschlossen, das Gemeinschaftshaus jedoch schon ab Oktober wieder für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Müller-Kalthöner zählt einige der Arbeiten auf: „Die Fenster sind undicht und werden erneuert. Die Außenfassade wird saniert und gleichzeitig in ihren ursprünglichen Charakter zurückversetzt. Zum Glück müssen keine Asbestsünden behoben werden. Das Dach wird komplett neu gedeckt und bekommt zusätzliche Abläufe, damit sich das Regenwasser nicht mehr staut und wir künftig keine Wasserschäden mehr zu beklagen haben.“

Das scheint wohl auch dringend nötig, denn vor kurzem saßen die Mitarbeiter nach starken Regenfällen von Eimern umgeben in ihren Büros. „Überall tropfte Wasser, das sich sogar in der Lampenschale sammelte und ich kam mir vor wie Spitzwegs armer Poet“, betrachtet es die Verwaltungsangestellte Steffi Ledermann mit Humor „Die letzten Jahre hat´s immer wieder reingeregnet, aber so schlimm war´s noch nie.“

Müller-Kalthöner nimmt vorweg, dass die neue Außenfassade in einem hellen Grauton gestrichen wird und Infosäulen vor die Eingänge kommen, damit das Gemeinschaftshaus künftig leichter zu finden ist. In der Bibliothek werden ebenfalls neue Fenster gesetzt und so sind auch hier Schutzwände eingezogen, um die dick in Plastikfolie verpackten Bücherregale vor dem Dreck zu bewahren.

Irmgard Bezold, die sich die Projektleitung mit Walter Müller-Kalthöner teilt, ergänzt, dass die Bücherei zudem einen zweiten Notausgang bekommt und die Gänge behindertengerecht verbreitert werden. Ausdrücklich lobt sie das große Verständnis der Gruppenteilnehmer vor Baubeginn. „Bis zum 30. Juni hatten wir hier noch vollen Betrieb und mussten die Kurse entsprechend hin- und herschieben.“ Rund 3,3 Millionen Euro wird der erste Bauabschnitt kosten. „Durch die gesetzlichen Vorschriften wird die Sanierung leider doch etwas teurer, als zunächst eingeplant“, bedauert der Gemeinschaftshausleiter.

Der zweite Bauabschnitt, der die Innensanierung des 43 Jahre alten Gebäudes vorsieht und mit knapp 4,95 Millionen Euro zu Buche schlagen wird, liegt noch vor Müller-Kalthöner und seiner Mannschaft. „Dann muss das Gebäude komplett leergeräumt werden. Das wird zwar ein Riesenakt, aber ich hoffe dennoch, dass es 2013 losgehen kann.“

Quelle: Nürnberger Stadtanzeiger, Ausgabe Süd, 27.07.2011 – 02.08.2011

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